Willkommen auf dem Weingutsblog.
Hier versuchen wir Euch mit den aktuellsten Geschehnissen im Weingut und Weinberg auf dem laufenden zu halten.
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Alexander, Heiko, Christian
Die letzten Jahre haben gezeigt: Es ändert sich vieles und doch bleibt am Ende alles gleich. Das heißt: Die Dinge sind im Fluss, aber im Grunde ist alles, vor allem die Natur, in Balance. So hat sich bei uns im Weingut auch einiges getan und doch geht es mit Elan weiter.
Unser zehnjähriges Jubiläum (eigentlich die zehnte Weinlese des Jahres 2022) feierten wir dieses Jahr mit einer limitierten Auflage eines besonderen Weines: Der Kerner Orange (ein maischevergorener Weisswein). Es sind noch welche davon zu haben (Jubiläumswein, Flaschen nummeriert, solange der Vorrat reicht, im Online-Shop).
Zum Jubiläum verließ nun Christian das Weingut zum 31. August. Er und Simone (die Ihr über die letzten Jahre auch als unsere Fotografin kennt) haben geheiratet und ein denkmalgeschütztes Anwesen in der Gemeinde erworben, das nun viel Aufmerksamkeit der beiden in Anspruch nehmen wird. Wir gingen jedoch nur geschäftlich auseinander. Die Freundschaft bleibt natürlich! Heiko und ich wünschen Christian alles Gute auf seinem Weg. Der Branche bleibt er als Oenologe im Weinlabor Carl Klein in Kitzingen erhalten.
In Sachen Wein und Weingut ändert sich jedoch letztendlich nichts. Klar, Heiko und ich haben nun mehr Arbeit, müssen zu zweit das erledigen, was wir bislang zu dritt geschafft haben. Das bedeutet, dass das Wachstum in Sachen Rebflächen nun angehalten ist. Für eine Rebfläche lief die Pacht ohnehin planmäßig zum Jahresende aus, so dass wir mengenmäßig ein wenig abspecken können. Für Heiko und mich stand aber gleich fest, dass wir auf jeden Fall mit dem Weingut weiter machen und auch unsere Familien standen sofort hinter diesem Entschluss. Es bleibt also bei Wein von 3 — mit zwei der ursprünglichen drei Gründer.
Im Herbst ernteten wir erstmals unseren Merlot (eine Rebfläche, die wir 2021 von Domina auf Merlot umveredelt haben). Der Wein liegt in Holzfässern im Keller und verspricht schon viel. In 1-2 Jahren wissen wir mehr…
In Sachen Bio haben wir mit den Jahrgängen 2021 und 2022 die Übergangszeit der Rebflächen von zwei Jahren „in Umstellung“ abgeschlossen. Das bedeutet, dass die Weine des Weinjahrgangs 2023, die nun im Keller liegen, voll Bio (ohne den Zusatz „in Umstellung“) sind. Auch die Rezeptur der Liköre haben wir auf biologische Zutaten umgestellt und die erste Charge nun abgefüllt. Es sind nun alle Artikel (Wein und Likör) im online Shop wieder verfügbar. Natürlich schicken wir Euch gerne noch Wein für die Feiertage / Weihnachten und Silvester. Da wir nicht wissen, wie sehr UPS in der hektischen Vorweihnachtszeit zu tun haben wird, empfiehlt sich baldige Bestellung.
Morgen, Samstag, 16. Dezember 2023, sind wir, wie auch in den Vorjahren, im Weinladen unserer Freundin Laura Feurer in Fürth mit Wein zum verkosten zu Gast. Im Weinberg arbeiten wir nun schon am Rebschnitt für den Weinjahrgang 2024!
Wir wünschen Euch allen schöne Feiertage. Blicken wir mit Dankbarkeit zurück und mit Zuversicht in die Zukunft!
Am Samstag waren wir – zu dritt – beim ersten regionalen Vinocamp in Franken (das deutschlandweite Treffen gab es ja bereits mehrmals in Geisenheim und im Jahre 2017 dann wieder in Neustadt/Weinstraße). Rund 25 Teilnehmerinnen waren es mit uns drei, die sich im Weingut Schenk in Randersacker trafen. Was (leider) nicht verwunderte: Es waren seitens der Weinmacher eigentlich nur Jungwinzer vertreten – wenn auch teilweise von renommierten Traditionsbetrieben. Die „alten Hasen“ blieben der Veranstaltung fern (vielleicht weil sie Facebook nicht verwenden, über das die Veranstaltung öffentlich gemacht wurde. Vielleicht meinen sie aber auch schon alles zu wissen, was schade wäre).
Ein „alter Hase“ des Weinhandels, der nicht nur anwesend war, sondern auch aktiv mit diskutierte: Martin Koessler (K & U Weinhalle). Als einer der Hauptsponsoren der Veranstaltung brachte er nicht nur Expertise und Finanzierung mit, sondern auch Wein. Eine der Sessions war so dem Chenin Blanc von der Loire gewidmet (vor allem aus Randersackers Partnerstadt Vouvray). Vielen Dank für die leckeren Weine und die aktive wie passive Unterstützung!
Schön, dass auch einige Sommeliers, Blogger und Weinjournalisten dabei waren. Martin Koessler wünschte sich für die Zukunft zudem mehr Teilnahme aus Handel und Gastronomie. Dem kann ich nur zustimmen. Nur wer regelmäßig über den eigenen Tellerrand hinaus schaut, kommt auch mal vor die Tür und voran… Der Punkt Teilnahme ist also noch ausbaufähig und kann nur von den künftigen Teilnehmerinnen selbst verbessert werden.
Ein Genuss war die Session mit Max Weigl von Sponsor patisserie.de der uns vier Nachspeisen kreierte (von edel minimalst und zuckerreduziert bis bombastisch). Dazu probierten wir zahlreiche Weine und diskutierten deren Eignung als Begleiter der ausgewählten Desserts.
Christian Deppisch aus Theilheim gab Einblicke in die Hintergründe des biodynamischen Weinbaus seines Demeter-Betriebs. Die Zeit war für eine wirkliche Diskussion der verschiedenen Aspekte von Nachhaltigkeit im Bioweinbau zu kurz, aber Christian bewies mit seinem überzeugenden Auftritt, dass biodynamische Winzer nicht alle esoterische Spinner sind, dass es sogar beim Verband Demeter eine ganze Spanne der Auslegungsmöglichkeiten der Biodynamik gibt (und dass man so auch hervorragende Weine erzeugen kann).
Die Session mit gereiften Frankenweinen ließ ich aus (mich schreckten schon die Bocksbeutel aus einer ebay Versteigerung mit ihren altertümlichen Etiketten aus den 1970er Jahren ab) und lauschte lieber Johannes Burkert von der LWG, der mit uns die Feinheiten der Spontanvergärung diskutierte. Dass es eine gute Idee gewesen war die Altwein-Session nicht zu besuchen zeigten die Gesichtsausdrücke von Christian und anderen, die frühzeitig aus dem anderen Raum zurück kamen… Aber es war sicherlich ein Versuch wert und ein Dank geht an den Organisator Hannes, der die Weine aufgetrieben hatte. Unsere fränkische Weinkönigin Christina Schneider ließ sich von den Weinen jedenfalls nicht abschrecken, denn sie postete sogar ein Foto ihres Favoriten aus der Probe: eine 1971er Scheurebe aus – sehr diplomatisch – dem Gastgeber-Ort Randersacker.
Zu den von Art of Chocolate gesponserten Schokoladen mit 38-80% Kakao-Anteil schmeckte eigentlich nur der von Martin mitgebrachte Sauerkirschwein aus Dänemark (ganz krasses Zeug!) oder der Pinot Noir des Hausherrn Thomas Schenk. (Nachtrag: Und der von Christian Ehrlich mitgebrachte – ich lüge nicht! – Bananenwein von den Kanarischen Inseln). Ich habe für mich persönlich mal wieder festgestellt: Weißwein und Schokolade geht gar nicht. Zumindest nicht zusammen verkostet. Das zwischendurch genommene grobkörnige Fleur de sel half etwas den Geschmack wieder zu neutralisieren…
Sommelier Sebastian Schütz moderierte zum Schluß die Session „Silvaner aus aller Welt“ bei der für Franken u.a. unsere beiden Silvaner (Silvaner und Baron) her halten durften und einige andere aus Rheinhessen, Nahe, Elsaß verkostet wurden.
Weitere Sponsoren waren Frankenbrunnen (Mineralwasser aus kleinen Flaschen in verschiedenen Graden an Spruutz), Gläser von RONA aus Selb und natürlich jede Menge Weine der anwesenden Winzer und Mitbringsel der Sommeliers und Weinjournalisten. Sicherlich habe ich einige vergessen oder mangels Informationen nicht genannt, aber das kann ja ggf. noch der Veranstalter ausbügeln… Hier die Seite zur Veranstaltung bei Facebook: https://www.facebook.com/events/1616404815337750/permalink/1633842140260684/
Ein Dankeschön vor allem an den Organisatoren Hannes Hofmann und den Hausherrn Thomas Schenk (und der Seniorchefin, die uns wohl die leckere Brotzeit bereitet hat). Das Vinocamp sollte meiner Meinung nach jährlich als Regionaltreffen in Franken wiederholt werden. Wer nicht kommt ist selber schuld.
Die fränkischen Weinbautage sind immer sehr interessant (vor allem wenn es darum geht Strömungen und Tendenzen in den Gedankengängen der „Verantwortlichen“ zu finden). Dieses Jahr waren wir wieder dabei, wenn auch wieder nur zu zweit vom Weingut Wein von 3 (Heiko ist tagsüber Geschäftsführer eines GWF Winzerkellers, da lässt sich das nicht so einfach einrichten). Also waren Christian und ich mal wieder in Veitshöchheim dabei, wenn auch nur am Donnerstag.
Verpasst haben wir also die Begrüßung durch Dr. Hermann Kolesch sowie das Grußwort der Weinkönigin (leider bloggt kaum jemand im fränkischen Weinbau ausser uns, also wird uns maximal der „Bericht“ der Lokalzeitung zur Verfügung stehen). Das Statement zum fränkischen Weinbau vom Verbandspräsidenten Artur Steinmann hätte mich aber schon interessiert. Dann werden wir wohl in den einschlägigen Facebookgruppen nach der Resonanz fragen müssen…
Am heutigen zweiten Tag waren wir dann aber wieder dabei. Thema: Ein modisches. Natürlich gleich mit Fragestellung im Titel: „Natural, vegan, organic, raw – Braucht es neue Weinstile?“. Naja, ob es die wirklich „braucht“ sei mal dahin gestellt. Dennoch interessant, was diejenigen, die aktuellen Trends hinterher eifern, an Weinen machen (unsere Weine sind ja auch vegan, bzw. nicht mit tierischen Stoffen geschönt, wenn wir damit aber auch nicht werben, auch um nicht mit dieser Marketingclique in Verbindung gebracht zu werden). Dr. Michael Zänglein nannte diese Gruppierung etwas abschätzend als „Mode-Veganer“, wenngleich er sich generell auch für bewusste Ernährung mit deutlich weniger Fleischkonsum äußerte, als dies generell der Fall sei.
Es geht also zum Beispiel um maischevergorene Weissweine, die unter dem Überbegriff „Orange Wines“ in Mode kommen. Das sehe ich ja auch alles noch ein. Sogar wenn hier und da auf Schwefel verzichtet wird (wenn das Ursprungs- und Endprodukt es zulässt). Die Lehrweinprobe mit dem Schwerpunktthema „Neue Weinstile bei Weißwein“ zeigte jedoch: Winzer, bleibt bei euren Weinen. Sicherlich kann man experimentieren (nichts Anderes war die Weinbereitung in den frühesten Jahrhunderten). Deshalb müssen wir aber nicht mit Gewalt tausende Jahre Erfahrung mit dem Badewasser ausschütten und dubiose „natural“ oder „orange“ Weine machen (die teilweise auch nach Badewasser schmecken). Am Ende sollten die Weine ja auch gut und nicht nur „interessant“ schmecken.
Aber erst mal ganz langsam. Ich ahne nämlich, dass diese Art der Weinbereitung (eher: Nichtbereitung oder, ganz böse ausgedrückt „Traubenverrottung“) sich in Zeiten von angeblichem „back to the roots“ Gedanken eher noch verbreiten wird. Nehmen wir es mit. So hergestellte Weine schmecken ja meist auch wirklich „interessant“. Und nur weil etwas „gewöhnungsbedürftig“ ist, heisst es nicht, dass man es nicht auch lieben lernen kann. Für mich selbst habe ich da noch meine Zweifel. Aromen trocknender Mangoschalen sind ja noch ganz gut (zumindest in der Nase), aber jene vom Pferdeschweiss und säuerlich gammelnden Socken brauche ich nicht wirklich im Wein (oder sonstwo).
So ist es nicht verwunderlich, dass die zwei Weine aus der heutigen Probe, die mir am besten geschmeckt haben, diejenigen waren, die am wenigsten typisch für die maischevergorenen Weissweine waren: Ein Klausen Sauvignon Blanc von Neumeister in der Steiermark (einfach lecker) und die 180° Kehrtwende vom Freihof in Sommerach (schöne buttrig weiche Holznoten). Bei den extremeren Amphorenweinen (sorry: Qvevre TM) hat mir der pfeffrige Grüne Veltliner vom Bernhard Ott aus der Wagram Region in Österreich am besten gefallen.
Mein persönliches vorläufiges Fazit in Sachen Orange Wines: Immer noch nicht mein Ding, zumindest nicht in der ausgeprägten Machart. Als Verschnittwein für einen großen Wein, um diesem Charakter und Langlebigkeit zu verleihen (unter moderatem Einsatz von Schwefel) schon eher. Aber ich werde fleissig weiter probieren, alleine schon, um die Sensorik zu schulen und den Blick auch über den eigenen Tellerrand schweifen zu lassen. Und es ist wichtig fest zu halten, dass die eingeladenen „best practice“ Winzer (der oben genannte Österreicher Bernhard Ott und der Schweizer Amédée Mathier) beide betonten, dass sie immer noch rund 97% ihrer Weine konventionell herstellen und die Orange Weine als Marketinginstrument nicht schaden (auch oder gerade wenn ein Besucher wegen des Orange Weines kommt, diesen nicht mag und dann 60 Flaschen eines „gewöhnlichen“ Lagenweines mit nach Hause nimmt). Ausserdem: Es lebe die Vielfalt und die Nische. Wenn die 2Naturkinder aus Kitzingen (Michael Völker und Melanie Drese) es schaffen fast ihre komplette Produktion an Naturwein an die Hipster in London, Brisbane, New York oder Oslo zu verkaufen, dann ist das doch toll!
Es lebe die Nische! Es lebe die Vielfalt.
Kürzlich erschien ein großes Buch. Ein Weinbuch. Dieses ist alleine schon wegen seines Formates und seiner über 300 Seiten als solches zu bezeichnen.
Das Buch Deutscher Wein und Deutsche Küche von Sommelière Paula Bosch und Sternekoch Tim Raue erschien Anfang Oktober im Münchner Callwey Verlag, der sich auf Architektur und am Rande dieser auch um allgemeine Themen des schönen Lebens (Garten, Wohnen, Kochen) spezialisiert hat.
Disclaimer: Der Verlag hat mir das Buch kostenlos zur Verfügung gestellt.
Deutscher Wein
Zunächst geht es in den ersten zwei Dritteln des Buches um den deutschen Wein bzw. ausgewählte Weine ausgewählter Winzer (eben von Paula Bosch persönlich ausgesucht).
Bei den Winzern und Weingütern, die von Paula Bosch porträtiert werden, ist für mich keine große Überraschung dabei. Es sind die mir bekannten Namen der deutschen Anbaugebiete (wobei jedoch einige „große Namen“ fehlen, aber vollständig kann ein solches Werk nie sein). Dass viele der im Buch vorgestellten Winzer VDP-Mitglieder sind (Verband deutscher Prädikatsweingüter) sieht auch Paula Bosch als erklärungsbedürftig: „Das mag auf den ersten Blick irritieren, ist aber bei meiner Auswahl reiner Zufall, weil ich mich … in erster Linie für langjährige Wegbegleiter in meiner Tätigkeit als Sommelier entschieden habe“. Quereinsteiger und Geheimtipps haben in einem solchen Buch daher kaum eine Chance porträtiert zu werden, aber vielleicht wäre das ja noch eine lohnenswerte Idee für den Callwey Verlag. Der Stoff würde, so Bosch, „sogar für ein paar Bücher ausreichen“.
Eine Ausnahme bildet das Weingut Chat Sauvage im Rheingau, das erst in den „Nuller Jahren“ vom Hamburger Bauunternehmer Günter Schulz gegründet wurde und heute junge Mitarbeiter in führenden Positionen in Keller und Weinberg beschäftigt.
In ihrer Einführung in das Buch erklärt Paula Bosch die VDP Klassifikationspyramide, die für den Laien ja leider durchaus noch sehr erklärungsbedürftig ist (oder auch ganz ignoriert werden kann, was Bosch bei den Weinen aus den Qualitätsstufen Gutswein, Ortswein und Erste Lage im Buch dankenswerterweise „zum einfachereren Verständnis“ auch tut). Das 5-stufige Model zur Preisorientierung mit einem €-Zeichen für Weine unter 10 Euro und fünf €-Zeichen für Weine über 40 Euro und den Zwischenschritten 15 und 25 Euro ist plausibel und hilfreich.
Die Weingüter werden nach ihren Anbaugebieten vorgestellt und es sind auch alle 13 deutschen Anbaugebiete vertreten. Jedem Anbaugebiet ist eine einführende Doppelseite mit Informationen zu Struktur, vorherrschenden Rebsorten und Böden gewidmet.
In der Einführung unseres Weinbaugebiets, Franken, verzichtet Bosch nicht auf die üblichen Hinweise auf den (vorübergehenden) schlechten Ruf („Frankenweine wurden lange als einfache Trinkweine mit deutlichem Hang zur Plörre betrachtet…“). Paula Bosch schickt jedoch hinterher: „Das Jammertal ist seit der Jahrhundertwende 2000 durchlaufen, die Krise und die schweren Zeiten sind vergessen. Die Zukunft der Weine Frankens hat längst begonnen.“
Sehr schön ist die kleine Rebsortenkunde. Zeitgemäß sind die verwendeten „tag clouds“ (Stichwortwolken) zu den Rebsorten, die auf kurzen Blick wesentliche Eigenschaften derselben vermitteln.
Bei den Bildnachweisen der Winzer und Weingüter ist vor allem ein Name immer wieder zu lesen: Andreas Durst. Durst ist ein in der Weinszene zurecht gefeierter Fotograf, der 2009 sehr erfolgreich als „Garagenwinzer“ auch als Weinproduzent in die Branche einstieg.
Deutsche Küche
Der Berliner Sternekoch Tim Raue kommt im Vorwort und natürlich mit den Rezepten im letzten Drittel des Buches zu Wort. Zu seinen neu interpretieren deutschen Klassikern der Küche macht Paula Bosch jeweils eine Weinempfehlung, die sie jedoch nur als Anregung verstanden wissen will.
Die Rezept-Interpretationen des Küchenchefs beschreibt Paula Bosch in ihrem Vorwort so: „Nicht die reflexartige Abkehr vom angeblich langweiligen deutschen Essen, sondern die Fähigkeit, das Typische zu bewahren und so kreativ zu erneuern, dass man die einheimischen Gerichte unzweifelhaft wiedererkennt – aber auch die Zeit in der sie gekocht werden.“
Tim Raues Anspruch scheint aus einfachen und bekannten Gerichten etwas ganz Besonderes zu machen. So gibt es ein Rezept für Kopfsalat (!), den er dadurch veredelt, indem er ihm u.a. mit Nuoc-Mam-Sauce, Tabasco, Kapern und Muscovado-Zucker „Aromenblitze“ verleiht. Muscovado-Zucker ist nicht die einzige Zutat, die ich googlen musste. („Brauner Zucker“ hätte ich auf Anhieb verstanden, aber es soll wohl schon die sehr dunkle Variante aus Mauritius sein). Insofern habe ich durch die Lektüre – auch genusstechnisch – einiges dazu gelernt.
Ein im Buch beschriebenes Gericht aus meiner fränkischen Heimat, die Sauren Zipfel (bei uns auch „Blaue Zipfel“ genannt), werden dann nicht nur mit einem klassischen „Wurzelsud“ zubereitet sondern verfeinert mit Limettensirup und Estragonessig und am Tisch gepaart mit einem bezahlbaren trockenen Müller Thurgau des berühmtesten deutschen Weissweinmachers, Horst Sauer aus Escherndorf.
Sogar ein Rezept für mein Leibgericht – „Birnen, Bohnen und Speck“ – ist dabei. Allerdings ist es nicht gerade ein Rezept, das ich nach kochen wollte oder könnte. Statt der geliebten grünen Bohnen sind diese hier nämlich durch gekochte weiße Bohnen und der durchwachsene geräucherte Speck durch rein weißen „zartschmelzenden Lardo“ ersetzt. Die von Raue dazu empfohlene, in feine Streifen geschnittene Abate Birne habe ich auf dem Foto des Berliner Fotografen Joerg Lehmann, der wohl alle (sehr ansprechenden) Food Shots des Buches gemacht hat, gar nicht entdeckt. Dafür sieht man das grüne „Dashi“, einen „japanischen Sud, der aus getrockneten Thunfischflocken gekocht wird, und ein sattes – warum auch immer – Räucherspeckaroma hat“. Aha. Also ist das Aroma des Räucherspecks doch irgendwie vorhanden; elBulli lässt grüßen.
Die Rezepte von Tim Raue sind mir persönlich ein wenig zu „haute cuisine“ (was man einem Sternekoch nicht übel nehmen kann). Als Kochbuch würde ich das Buch nicht in erster Linie sehen, sondern als Weinbuch mit schönen Fotos und ausgefallenen Rezepten neu interpretierter deutscher Küche. Wer das eine oder andere Rezept doch mal nachkochen möchte, dem wird im Anhang eine Zutatenliste gereicht. Somit lässt sich das passende Rezept für die Hauptzutat schnell finden. So manche Nebenzutat wird man sich aber im Delikatessenfachhandel erjagen müssen. Insofern sind die Rezepte und die schönen Bilder der im Stil der Sternegastronomie entsprechend angerichteten Teller eher als Inspiration des Möglichen und als Zelebration eines gehobenen Lebensstils (und des Erfolgs des Sternekochs und seines Berliner Lokal) zu sehen.
Die Anregung den einen oder anderen Wein auch mal zu richtig außergewöhnlichen Speisen zu probieren und gerade den deutschen Wein bewusst als große Kunst zu zelebrieren, wird die sich zunehmender Beliebtheit und Respekt erfreuende Branche sicherlich bereichern. Für die empfohlenen Winzer sind die Beiträge jedenfalls eine Bestätigung einer meistens bereits in der Weinwelt statt gefundenen Adelung. Für die „jungen Wilden“ mag es ein weiterer Anreiz sein, den Wein-Olymp und die Subkultur der Sterneküchen auch noch zu erklimmen.
Kurzes Fazit: Ein hochwertiges „coffee-table book“ für Genuss- und Weinfanatiker und ein wichtiger Beitrag zur Stärkung eines wachsenden und berechtigten Selbstverständnisses deutscher Winzer und ihrer Weine.
Das Buch:
Das Buch beim Callwey Verlag: https://www.callwey.de/buecher/deutsche-weine-und-deutsche-kueche/
Deutscher Wein und Deutsche Küche, Callwey Verlag, 320 Seiten, gebunden, 39,95 Euro (zuzüglich Versand), ISBN 978-3-7667-2174-7
Die Rezepte:
– Krabbencocktail
– Kopfsalat
– Rehpastete
– Zwiebeltarte
– Hühnersuppe
– Pellkartoffeln und geräucherte Butter
– Spätzle und Mängisch
– Spargel
– Maultaschen
– Solei mit Kartoffelsalat
– Reiberdatschi mit Gurkensalat und geräuchertem Wels
– Birne, Bohne und Speck
– Blutwurst mit Kartoffelpüree, Apfel und Majoran
– Linsen süß-sauer
– Pilze, Spinat und Blauschimmelkäse
– Bratwurst
– Grünkohl und Topinambur
– Forelle Sashimi
– Dorsch und Schmorgurken
– Räucheraal
– Heringssalat
– Zander und Beurre blanc
– Scholle
– Miesmuscheln
– Leipziger Allerlei
– Spanferkelhaxe
– Traminerhuhn
– Königsberger Klopse
– Coq au Vin
– Falscher Hase
– Dornfelder Hasenragout
– Kartoffelklöße und Entenklein
– Wirsingroulade
– Schäufele
– Rheinischer Sauerbraten
– Berliner Leber
– Saure Zipfel
– Kutteln in Apfelessig
– Gulasch und Semmelknödel
– Schweinekinn und Sauerkraut
– Handkäse und Musik
– Rote Grütze
– Rohrnudeln
– Süßwein-Apfel
– Sauerkirschen und Schokolade
– Zwetschgenknödel
– Milchreismousse
– Bienenstich
– Weinbergspfirsich
– Erdbeeren und Rosé
Mittwoch und Donnerstag verbrachten zwei von drei Wein von 3 Weinmachern auf den Fränkischen Weinbautagen in Veitshöchheim (eine Pflichtveranstaltung für Frankens Winzer). Es folgen ein paar fotografische Eindrücke im Rahmen der Konferenz. Wer sich auch ein wenig in die inhaltlichen Themen der Weinbautage einlesen möchte, kann die Schilderung meiner Eindrücke im Frankenwein tumblr lesen: http://frankenwein.tumblr.com/
Das Wochenende war mal wieder stark geprägt vom Wein. Diesmal allerdings nicht durch die Arbeit im Weinberg, die weiterhin ansteht, sondern auf überbetrieblicher Ebene. Und das gleich an mehreren Fronten.
Am Freitag war ich zuerst in Iphofen bei der Verleihung der Urkunden der neu zertifizierten Mitglieder der Weintourismusinitiative Franken Wein.Schöner.Land!. Ich habe diese Veranstaltung, bei der auch der Fränkische Weintourismuspreis verliehen wird, schon öfter besucht, doch diesmal war ich Teil einer Abordnung, die selbst einmal eine Urkunde in Empfang nehmen durfte: Unser Verein Fränkisches Wein und Kulturland, dem ich nach jahrelangem Vorsitz inzwischen als Schriftführer diene, hat es geschafft seine Wein-Wanderwege zertifiziert zu bekommen. Die WeinKultTour rund um Zeilitzheim, dem Sitz unseres Weingutes, und Stammheim, wo unsere Weinberge den Main überblicken, wurden also nun zum Premium Wanderweg der fränkischen Weintourismuslandschaft gekürt. Mögen die Weinwanderer kommen…
Anschliessend fuhren zwei von drei, nämlich Christian und ich, gleich weiter nach Bayreuth. Die Jungwinzer Franken unter der Führung von Annemarie Hillenbrand und Thomas Schenk hatten mit großer (auch finanzieller) Unterstützung durch den Fränkischen Weinbauverband (in Person Stephan Schmidt) und der Bayerischen Jungbauernschaft (Lars Schupp) zu einem Netzwerktreffen geladen. Barbara Becker hat das Treffen wunderbar moderiert und dafür gesorgt, dass es ein konstruktives aber vor allem auch erfolgreiches Treffen war. Der Faktor Spaß kam jedoch wirklich nicht zu kurz (von der Erwähnung weiterer Details sehe ich hier jetzt mal ab nach dem Motto „what happens in Vegas stays in Vegas“).
Kurzum: Ich bin (mal wieder) stark beeindruckt von den tollen Weinen, die vor allem die junge Winzergeneration Frankens der Welt schenkt, vom Können und dem Enthusiasmus der jungen Winzer und Winzerinnen und von ihrem (unserem!) Selbstbewusstsein und Potential. Da es nicht nur ein Kuschelwochenende war, sondern auch schwer gearbeitet wurde, dürft Ihr gespannt sein, was daraus noch alles entstehen wird. Wein von 3 wird diesen Weg ganz vorne mit gehen und unterstützen.
Es wird Zeit. Wir haben den Blog vernachlässigt. Skandal. Das hatte aber auch einen Grund. Oder eher einige Gründe. Es war nämlich „mords was los“ in letzter Zeit. Sowohl privat als auch geschäftlich. Das Private ist schnell erzählt. Heiko baut von den Millionen die wir schon verdient haben ein Haus, Alexander ist weiter fleissig im Schlosshotel zu Gange und hat seit September nochmal Nachwuchs bekommen. Und ich bin halbtags noch in einem anderen Weingut beschäftigt. Irgendwo muss das Geld am Anfang ja her kommen.
Geschäftlich war da zum einen natürlich die Weinlese. Wir haben glaube ich alles gegeben um wieder fabelhafte Weine auf den Tisch zu bringen. Inzwischen sind fast alle Weine komplett vergoren und man kann schon etwas erahnen. Der Wolf jr. und die Melusine haben wieder großartige Fruchtaromen. Silvaner und Riesling stehen am Ende der Gärung und der Baron (bereits im Barriquefass) ist noch mittendrin. Gerade dort hab ich ganz andere Aromen erwartet. Aber wenn es gerade mal Blub macht im Gärstopfen, dann riecht es wunderbar fruchtig. Ob da was hängen bleibt bis er im April fertig ist? Wir werden sehen.
Hier rumort er jedenfalls gerade. Und heute kommt dann auch unser Rotwein in seine Barriquefässer, in denen er dann die nächsten 2 Jahre reifen wird.
Laut Weingesetz ist ein Hektarhöchstertrag von 90 Hektolitern, also 9000 Liter je Hektar erlaubt. Wir erinnern uns kurz an das vergangene Jahr zurück. Zuerst hat es laaaange geregnet. Die Vegetation der Reben lag Mitte des Jahres um ca. 3 Wochen zurück. Dann kam plötzlich extrem gutes Wetter. Die Reben haben den Rückstand wieder eingeholt. Bis dann plötzlich wieder extrem schlechtes Wetter ab 4 Wochen vor der Ernte Einzug hielt und nicht mehr aufhörte. Der viele Regen hatte einen hohen Fäulnisdruck zur Folge und damit auch, dass einige Winzer sehr früh begonnen haben zu ernten, um keine großen Ernteausfälle zu haben, damit aber auch hohe Säurewerte und geringe Oechslewerte riskierten. Da waren wir etwas mutiger.
Naja eigentlich war Heiko da mutiger. Ich wäre am liebsten auch direkt raus und hätte früh geerntet. Er hat uns da aber ein wenig zurück gehalten, was im Endergebnis dann belohnt wurde. Gut dass wir 3 Meinungen im Weingut haben. Sehr reife Trauben (die faulen wurden weggeworfen), niedrige Säurewerte und absolut akzeptable Oechslewerte waren die Belohnung. Das Ganze hat nur einen Nachteil und hier komme ich auf den Hektarhöchstertrag zurück. Wir haben diese Woche mal Bilanz gezogen, letztlich auch, weil man die geernteten Mengen melden muss. Wir liegen also im Durchschnitt dieses Jahr bei einem Ertrag von lediglich 4100 liter pro Hektar. Ganz schlimm war es dieses Jahr beim Riesling. Letztes Jahr noch um die 350 Liter, gab es diese Ernte nur 190 Liter. Bei der Gelegenheit möchte ich euch ein Bild vom Presse reinigen nicht vorenthalten. Heiko gibt alles.
Dann war da noch die WineVibes zum Ende der Ernte. „Guter Wein macht Party“ ist dort das Motto. Und nicht nur der Wein hat Party gemacht. Wir haben uns mehr oder weniger mit der Party selbst belohnt. Und der Abend an sich war ein voller Erfolg. Wir waren alle 3 den ganzen Abend mit reden, erklären und verköstigen beschäftigt und haben viele Interessante Leute kennengelernt. Unsere Weine wurden allesamt bis kurz vor Ende der Verkostungsphase ausgetrunken. Nach der Verkostungsphase kam dann die Partyphase, für die jedes der teilnehmenden Weingüter nochmal 30 Flaschen Partywein bereitgestelllt hatte. Was soll ich sagen. 30 Petrinis waren innerhalb von 20 Minuten leer. Booyaaa!
Im Moment stecken wir mitten in der Programmplanung 2014 und haben diese, zumindest den groben Rahmen, schon fast fertig. Es sei nur soviel gesagt: es wird jeden Monat mindestens ein Event stattfinden. Genug Zeit also um unsere Weine zu genießen.
Und wo wir gerade bei Events und Weingenuss sind: Am kommenden Sonntag findet von 10 – 17 Uhr der alljährliche Weihnachtsmarkt im Schloss Zeilitzheim statt. Neben vielen Kunsthandwerkern und dem Schlosscafé, sind auch wir vor Ort und schenken unsere Weine zum probieren aus. Übrigens die beste Gelegenheit gleich seine Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Die Leute haben doch eh schon alles, da ist doch eine Flasche guter Wein das perfekte Geschenk!
Bis Sonntag!
Christian
Neulich habe ich mich bei Facebook mit einem kurzen Kommentar bei einem Foto von vermeintlichen Ziegenhoden unbeliebt gemacht. Der Kommentar? „Bocksbeutel sind out“.
Es entfaltete sich eine kurze Diskussion über die fränkische (sogar in der EU geschützte) Flaschenform des Bocksbeutels und die Glasform des Römers. Wer auf diese traditionsreichen Formen steht, hört es dann eben nicht gern, wenn man sich traut zu sagen, sie seien „out“. Was in sich ja nicht bedeutet, dass man sie oder etwas anderes, traditionsbehaftetes nicht gut finden darf. Schließlich ist es mit dem Barockschloss nicht anders… Das ist für viele bestimmt auch „out“.
Wir Drei vom Weingut finden nur, dass der Bocksbeutel (vom Römerglas, das mein Onkel Edzard so liebt mal ganz zu schweigen) einfach nicht zu uns und unseren Weinen passt. Umso besser finden wir es daher, wenn andere, zu denen diese Darreichungsformen und Designelemente eben doch passen, diese auch verwenden. So kann sich der Weintrinker noch vor dem Öffnen der Flasche sich ein Bild vom Wein und seinen Machern machen und jener sich von den anderen abgrenzen.
Logisch: Zuletzt und zuerst muss der Wein passen. Ein ästhetisch angenehmes und (aus unserer Sicht frischeres, jüngeres) Design und ein angenehmes, dünnwandiges Glas, in dem der Probierende den Wein auch schwenken, riechen und bewundern kann, trägt zu diesem Erlebnis erheblich bei. Daher gibt es unsere Wein von 3 Gläser zu unserem Wein künftig auch zu kaufen, damit man das zuhause gleich mal mal testen kann…
Und es gibt nun bald einen neuen Bocksbeutel für Franken.
Wieso eigentlich? War der alte zu uncool? Der neue wurde vom Hamburger „Stardesigner“ Peter Schmidt entworfen und ist bislang nur wenigen zu Gesicht gekommen. U.a. den Gästeführern Weinerlebnis Franken. Dass der Designer in erster Linie Berühmtheit für seine Designs von Flakons für Parfümmarken erlangte könne man am neuen Bocksbeutel ganz gut erkennen, sollen diejenigen gesagt haben, die ihn schon zu Gesicht bekomen haben. Mehr verrate ich an dieser Stelle noch nicht, denn offensichtlich hält man sich nicht ohne Grund noch ein wenig bedeckt beim Weinbauverband.
Nun scheint es langsam konkret zu werden: Der Weinbauverband hat vorsorglich bei den Winzern schon mal abgefragt auf welche Flaschenfarbe des (neuen) Bocksbeutels wir Winzer nicht verzichten könnten. Man denke dort derzeit daran fünf Farben umzusetzen: Klassisch-Grün, Masson-Grün, Weiß, Halb-Weiß, Feuille Morte. Ich habe mich nicht getraut zu antworten: „Gar kein Bocksbeutel!“. Und Feuille Morte würde mir schon ganz gut gefallen, nicht nur wegen des Namens. Und dann noch einen deftigen Römer mit dickwandigem Glas dazu… 😉
Weiterführende Informationen:
Römerglas (Wikipedia): https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6mer_(Glas)
Bocksbeutel (Wikipedia): http://de.wikipedia.org/wiki/Bocksbeutel