Am Samstag waren wir – zu dritt – beim ersten regionalen Vinocamp in Franken (das deutschlandweite Treffen gab es ja bereits mehrmals in Geisenheim und im Jahre 2017 dann wieder in Neustadt/Weinstraße). Rund 25 Teilnehmerinnen waren es mit uns drei, die sich im Weingut Schenk in Randersacker trafen. Was (leider) nicht verwunderte: Es waren seitens der Weinmacher eigentlich nur Jungwinzer vertreten – wenn auch teilweise von renommierten Traditionsbetrieben. Die „alten Hasen“ blieben der Veranstaltung fern (vielleicht weil sie Facebook nicht verwenden, über das die Veranstaltung öffentlich gemacht wurde. Vielleicht meinen sie aber auch schon alles zu wissen, was schade wäre).
Ein „alter Hase“ des Weinhandels, der nicht nur anwesend war, sondern auch aktiv mit diskutierte: Martin Koessler (K & U Weinhalle). Als einer der Hauptsponsoren der Veranstaltung brachte er nicht nur Expertise und Finanzierung mit, sondern auch Wein. Eine der Sessions war so dem Chenin Blanc von der Loire gewidmet (vor allem aus Randersackers Partnerstadt Vouvray). Vielen Dank für die leckeren Weine und die aktive wie passive Unterstützung!
Schön, dass auch einige Sommeliers, Blogger und Weinjournalisten dabei waren. Martin Koessler wünschte sich für die Zukunft zudem mehr Teilnahme aus Handel und Gastronomie. Dem kann ich nur zustimmen. Nur wer regelmäßig über den eigenen Tellerrand hinaus schaut, kommt auch mal vor die Tür und voran… Der Punkt Teilnahme ist also noch ausbaufähig und kann nur von den künftigen Teilnehmerinnen selbst verbessert werden.
Ein Genuss war die Session mit Max Weigl von Sponsor patisserie.de der uns vier Nachspeisen kreierte (von edel minimalst und zuckerreduziert bis bombastisch). Dazu probierten wir zahlreiche Weine und diskutierten deren Eignung als Begleiter der ausgewählten Desserts.
Christian Deppisch aus Theilheim gab Einblicke in die Hintergründe des biodynamischen Weinbaus seines Demeter-Betriebs. Die Zeit war für eine wirkliche Diskussion der verschiedenen Aspekte von Nachhaltigkeit im Bioweinbau zu kurz, aber Christian bewies mit seinem überzeugenden Auftritt, dass biodynamische Winzer nicht alle esoterische Spinner sind, dass es sogar beim Verband Demeter eine ganze Spanne der Auslegungsmöglichkeiten der Biodynamik gibt (und dass man so auch hervorragende Weine erzeugen kann).
Die Session mit gereiften Frankenweinen ließ ich aus (mich schreckten schon die Bocksbeutel aus einer ebay Versteigerung mit ihren altertümlichen Etiketten aus den 1970er Jahren ab) und lauschte lieber Johannes Burkert von der LWG, der mit uns die Feinheiten der Spontanvergärung diskutierte. Dass es eine gute Idee gewesen war die Altwein-Session nicht zu besuchen zeigten die Gesichtsausdrücke von Christian und anderen, die frühzeitig aus dem anderen Raum zurück kamen… Aber es war sicherlich ein Versuch wert und ein Dank geht an den Organisator Hannes, der die Weine aufgetrieben hatte. Unsere fränkische Weinkönigin Christina Schneider ließ sich von den Weinen jedenfalls nicht abschrecken, denn sie postete sogar ein Foto ihres Favoriten aus der Probe: eine 1971er Scheurebe aus – sehr diplomatisch – dem Gastgeber-Ort Randersacker.
Zu den von Art of Chocolate gesponserten Schokoladen mit 38-80% Kakao-Anteil schmeckte eigentlich nur der von Martin mitgebrachte Sauerkirschwein aus Dänemark (ganz krasses Zeug!) oder der Pinot Noir des Hausherrn Thomas Schenk. (Nachtrag: Und der von Christian Ehrlich mitgebrachte – ich lüge nicht! – Bananenwein von den Kanarischen Inseln). Ich habe für mich persönlich mal wieder festgestellt: Weißwein und Schokolade geht gar nicht. Zumindest nicht zusammen verkostet. Das zwischendurch genommene grobkörnige Fleur de sel half etwas den Geschmack wieder zu neutralisieren…
Sommelier Sebastian Schütz moderierte zum Schluß die Session „Silvaner aus aller Welt“ bei der für Franken u.a. unsere beiden Silvaner (Silvaner und Baron) her halten durften und einige andere aus Rheinhessen, Nahe, Elsaß verkostet wurden.
Weitere Sponsoren waren Frankenbrunnen (Mineralwasser aus kleinen Flaschen in verschiedenen Graden an Spruutz), Gläser von RONA aus Selb und natürlich jede Menge Weine der anwesenden Winzer und Mitbringsel der Sommeliers und Weinjournalisten. Sicherlich habe ich einige vergessen oder mangels Informationen nicht genannt, aber das kann ja ggf. noch der Veranstalter ausbügeln… Hier die Seite zur Veranstaltung bei Facebook: https://www.facebook.com/events/1616404815337750/permalink/1633842140260684/
Ein Dankeschön vor allem an den Organisatoren Hannes Hofmann und den Hausherrn Thomas Schenk (und der Seniorchefin, die uns wohl die leckere Brotzeit bereitet hat). Das Vinocamp sollte meiner Meinung nach jährlich als Regionaltreffen in Franken wiederholt werden. Wer nicht kommt ist selber schuld.