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Alexander, Heiko, Christian
Eine Ära geht zu Ende und die Nächste beginnt
Nach fast 50 Jahren harter Weinbergsarbeit geben drei erfahrene Winzer Ihre Rebflächen in unsere Hände. Wir freuen uns ganz arg über diesen Flächenzugang und werden die schon fast 50 Jahre alten Reben hoffentlich noch lange erhalten. Neben den bereits bekannten Wein von 3 – Weinen wird es dann auch bald einen Spätburgunder in unserem Sortiment geben. Vielen Dank an Josef, Helmut und Hilmar für Euer Vertrauen.
Gastbeitrag von Fritz Feyerabend:
Ich habe mein Handwerkspraktikum im Zeitraum vom 04.06. bis zum 15.06.2018 in dem Weingut ‚Wein von 3‘ absolviert. Das Weingut befindet sich im Barockschloss Zeilitzheim, im fränkischen Weinanbaugebiet zwischen Volkach und dem Steigerwald. Im Weingut gibt es über das Jahr verteilt verschiedene Arbeiten in den Weinbergen oder im Weinkeller.
Im Zeitraum meines Praktikums musste viel Arbeit im Weinberg erledigt werden: Reben heften, das Ausbrechen der Triebe, sowie das Bewässern des Jungfeldes. Im Weinkeller gab es zu dieser Zeit weniger zu tun.
In der ersten Woche wurde bei über 30 Grad in der Sonne im Weinberg geheftet und ausgebrochen. Aufgrund der hohen Temperaturen startete der Arbeitstag früh.
Das Heften:
Unter Heften im Weinberg versteht man, dass die Triebe, die in die Zeilen (also den Abstand zwischen den Rebstockreihen) hineinragen in die vorgerichtete Drahtanlage geflochten werden. Das ist erforderlich, dass Platz für den Traktor ist, damit beim Durchfahren die Triebe nicht abknickt werden. Zum anderen ist es wichtig, weil die Reben sonst durch ihr eigenes Gewicht abknicken können.
Das Ausbrechen:
Ausbrechen bedeutet, dass die Blätter und Geiztriebe in der Traubenzone, die auf der Schattenseite des Weinberges sind, entfernt werden müssen. Damit wird verhindert, dass sich Feuchtigkeit bei den Trauben ansammelt und sie zu schimmeln anfangen.
In der zweiten Woche sind die Temperaturen etwas gesunken. Im Weinberg wurde – wie in der ersten Woche – weiter geheftet und ausgebrochen. Da durch die früh einsetzende Wärme in diesem Jahr die Triebe der Reben sehr schnell gewachsen sind, war es wichtig, die Arbeit möglichst schnell zu erledigen, um Schäden im Weinberg zu verhindern. Das bedeutet für die Winzer auch am Wochenende zu arbeiten.
Eine weitere Arbeit, die im Weinberg zu erledigen war, war das Putzen der Rebstämme. Darunter versteht man, dass alle Triebe am Stamm entfernt werden müssen, damit die ganze Kraft in die Trauben geht.
Bis Mittag schafft man ungefähr drei Zeilen zu bearbeiten. Nach der Pause wurde oft im Weinkeller weitergearbeitet, weil es draußen zu heiß wurde.
Im Weinkeller wurde die Flaschen etikettiert und die Verpackungskartons gefaltet. Es mussten auch Weinbestellungen zusammengestellt werden, die ausgeliefert wurden. An einem Tag in der zweiten Woche wurde der 2017er Wein filtriert.
Das Filtrieren:
Der Wein, der in Holzfässern und Edelstahltanks lagert, ist mit viel Hefe versehen, die nun entfernt werden muss. Dazu gibt es ein Filtergerät mit 15 Papierscheiben, durch die der Wein gepumpt wird. Dabei wird der Wein von der Hefe und anderen Fremdkörpern befreit. Wir haben an diesem Tag ca. 1600 Liter filtriert. Jeder Weinjahrgang muss dreimal filtriert werden: das erste Mal direkt nach der Ernte, das zweite Mal im Frühling und das dritte Mal kurz vor der Abfüllung im Herbst. Die leeren Tanks und Fässer wurden mit einem Wasserschlauch gründlich ausgespült und gereinigt.
An einem anderen Tag arbeiteten wir im Jungfeld. Unter einem Jungfeld versteht man einen neu gepflanzten Weinberg. Die jungen Triebe wurden von Erde und Steinen befreit. Zusätzlich haben wir an den Zeilendrähten eine Bewässerungsanlage befestigt und am Ende die jungen Pflanzen mit 6000 Litern Wasser angegossen.
Persönliches Fazit:
Mir hat das zweiwöchige Praktikum im Weingut ‚Wein von 3‘ sehr gut gefallen. Ich habe erste Einblicke in die Arbeit eines Winzer bekommen. Vor allem die, dass es eine körperlich sehr anstrengende Arbeit ist. Da die Herstellung von Wein über ein ganzes Jahr dauert, konnte ich nur einen kleinen Ausschnitt des Herstellungsprozesses mitbekommen. Es sind noch viele Arbeitsschritte in Weinberg und Keller nötig, bis der Wein fertig ist. Ich hätte nicht gedacht, wie viel Arbeit erforderlich ist, bis der Wein in der Flasche verkaufsbereit ist.
Fritz Feyerabend
Wir danken Fritz für seine tatkräftige Unterstützung in Weinberg und Keller!
Gerade noch rechtzeitig sind wir Ende Mai mit dem Einsetzen der neuen Reben für unser 5000m2 große Junganlage fertig geworden. Gepflanzt wurden 1570 Domina Reben und 460 Silvaner Reben. Noch während des Pflanzens stellten wir einen Mann zum Gießen der neuen Reben ab. Bei fast 30°C freuten sich die neuen Reben sicherlich über die kleine Dusche. Ungefähr 10 Liter Wasser sollte man pro Rebstock geben, damit sich auch ein kleiner Vorrat für die kommenden Tage bildet. In unserem Fall waren also 20.000 Liter Wasser nötig, um alle Stöcke zu versorgen.
Nach dem zweitägigen Gießen machten wir uns daran Rebschutzrohre über die Jungpflanzen zu stülpen, damit die begehrten Jungtriebe nicht vom Wild abgeknabbert werden. Mittlerweile sind die neuen Reben schon auf ca. 1,2 m hochgewachsen und zeigen uns damit, dass sie sich in der neuen Anlage recht wohl fühlen. Ende August werden wir den Wuchs dann unterbrechen, indem wir die Triebspitze abschneiden und sich so der Trieb fertig für den Winter macht. Und vielleicht gibt es dann im nächsten Jahr schon die ersten kleinen Trauben.
Nach 2010 gab es dieses Jahr wieder ein Spätfrostereignis, welches den Weinbauern schlaflose Nächte bereitete. Oft werden die Sorgen der Winzer von Außenstehenden mit einem Augenrollen kommentiert, dabei ist das Arbeiten mit der Natur manchmal wirklich ganz schön nervenaufreibend. Ist das Gehalt eines Arbeitnehmers doch regelmäßig und pünktlich auf dem Konto, so bedeuteten Ernteeinbußen gleichzeitig „Lohnkürzungen“ bei fast gleichbleibenden Kosten.
Doch was hat es nun mit diesen Spätfrostereignissen auf sich? Im Januar hatten wir -15° C und keinen scheint es gestört zu haben. Das liegt daran, dass die Rebe in der vegetationslosen Zeit keine Grünteile (Blätter, Triebe) mehr besitzt und die verholzten Teile eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegen Kälte besitzen. Je nach Sorte können die Reben in diesem Zustand schon mal -20° C oder -25° C aushalten. Erwacht die Rebe aufgrund höherer Temperaturen (ca. 15° C über mehrere Tage) zum Leben und beginnt auszutreiben, dann dürfen die Temperaturen nicht unter 0° C fallen. Die Folge wäre, dass die Grünteile absterben und für die Traubenbildung nicht mehr zur Verfügung stünden.
Doch warum gibt es diese Spätfröste? In den meisten Fällen spricht man von einer Inversionswetterlage, welche sich bei Hochdruckeinfluss und Windstille entwickeln kann. Normalerweise sind die höheren Luftschichten kälter als die am Boden. Kann die warme Luft aber aufgrund einer fehlenden Wolkendecke nach oben entweichen und fließt kalte Luft von den Höhenlagen ins Tal, dann entsteht eine sogenannte Inversionsschichtung. Hier ist die Luft am Boden sehr kalt, während sich die wärmeren Luftschichten drüber befinden. Deshalb versuchen Winzer in solchen Situationen mit sehr viel Aufwand die Luftschichten künstlich zu verwirbeln (Hubschrauber, Feuer) um das Übel doch noch irgendwie abzuwenden.
Im Weinberg sind wir Anfang April fertig geworden mit den „Niederziehen“ (das Anbinden der Fruchtruten auf den Drahtrahmen). Höchste Zeit, denn das schöne, sonnige Wetter der vergangenen Tage hat dazu beigetragen, dass die Knospen der Reben schon prall und wollig wurden; Ein Zustand in dem sie sehr empfindlich sind. Nun sind die ersten Knospen auch schon ausgetrieben. Erste Lebenszeichen des 2017er Weinjahrgangs!
Im Schloss hat mit den angenehmeren Temperaturen die Saison auch schon wieder begonnen. Das bedeutet viele nette Gäste im Hotel, die eine oder andere kulturelle Veranstaltung und zahlreiche Weinproben. Im Schlossgarten habe ich mit dem Buchsschnitt begonnen und auch so gibt es dort genügend zu tun (Rosen schneiden, letzte Reste von versteckten Herbstblättern entfernen, Rasen mähen…).
Im Weinkeller haben wir derweil weitere 2016er Weine abgefüllt. Von diesen ist der trockene Riesling nun schon im Verkauf. Ein spannender Wein mit knackiger Säure und schönen floralen Noten in der Nase. Am besten einfach mal probieren…
Den Grundwein für unseren Perlwein Petrini brachten wir letzte Woche zur Abfüllung in die Sektkellerei nach Würzburg. Heute konnten wir die frisch abgefüllten und etikettierten Flaschen zurück ins Weingut holen. Jetzt falten wir fleißig Kartonage, damit wir endlich die Vorbestellungen für den Perlwein erfüllen können. Diesem konnten wir wieder einen ordentlichen Schuss Gewürztraminer Auslese verpassen, so dass ein wunderbar fruchtig prickelnd erfrischender Perlwein entstanden ist. Probieren lohnt sich!
Rodung: Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten haben wir das 50 Ar große Feldstück von der alten Rebanlage befreit. In der letzten Folge dieser Artikelserie waren wir drauf und dran die alte Drahtanlage zu entfernen. Unterdessen gab es schon den ersten Frost, so dass die Metallstickel sich beim rausziehen mit dem Schlepper sehr dagegen sträubten. Sogar unsere Kette aus mehr als 50 Jahre Familienbesitz, welche wir zum rausziehen der Stickel und Anker benutzten, hat diese Aktion nicht überstanden. Drei Mal riss sie, bis nur noch ein zu kurzes Stück Kette übrig war. Es musste also eine neue Kette her. Hier kann ich sagen, dass die Stahlqualität (falls die alte Kette überhaupt aus Stahl war) sich bis heute wesentlich verbessert hat. Obwohl die Dicke des Materials der neuen Kette nicht stärker war, hielt die sie den Zugkräften problemlos stand. Nach dem Rausziehen luden wir alle Stickel auf und brachten sie zum Wertstoffhof. Natürlich prüften wir zuvor eine mögliche Wiederverwendung, aber nach über 30 Jahren Standzeit waren auch diese verzinkten Metallstickel fasst alle durchgerostet und nicht mehr einsatzfähig. Insgesamt waren es fast 400 Stickel und über 15 km Draht, die wir entsorgen mussten.
Sobald wieder Tauwetter war machten wir uns ans eigentliche Roden und begannen mit dem herausziehen der fast 2000 Reben – natürlich auch mit dem Schlepper. Schöne, dicke Rebstämme welche nach zweijähriger Trocknung ideal zum Heizen Verwendung finden können, kippten wir Opa Hans mit unserem Kippanhänger auf den Hof.
Das Feldstück war nun leergeräumt und bereit für die Vorratsdüngung und Bodenbearbeitung. Die Vorratsdüngung erfolgte nach vorheriger Bodenanalyse durch ein Fachlabor. Hauptbestandteil der Düngung war Kalk. Dabei ist Kalk gar kein Nährstoff. Kalk wird vielmehr zur Verbesserung der Bodenstruktur und zur Anhebung des pH-Werts ausgebracht.
Mittlerweile hatten wir nur noch drei Tage bis Heilig Abend und waren um so glücklicher, als wir noch am 22. Dezember einen Termin für eine Tiefe Bodenbearbeitung mit schwerem Gerät bekamen. Prima liegt das Feldstück nun da und wir freuen uns schon jetzt auf die Wiederbepflanzung im Mai.
Ein kurzes Video vom Rausziehen der Rebstöcke mit dem Schlepper: (YouTube)
Nachdem ich in der ersten Folge die Planungsphase zum Thema Weinbergsneuanlage kurz beschrieben habe, geht es nun endlich in die Praxis: Rodungsvorbereitungen. Voller Tatendrang und mit gewetzten Scheren ziehen wir zu dreien los. Die Rodung der alten Rebfläche steht an. Wir werden das neue Holz abschneiden, so dass nach getaner Arbeit nur noch der Stamm übrig bleiben wird. Die richtige Arbeit für gestresste Büroarbeiter, wie ich meine. Nichts denken müssen – einfach nur abschneiden und das bei ca. 2000 Reben. Ist ein bisschen wie in Karate Kid, als Daniel San den Zaun streichen musste. Da wir beim Schneiden keine Rebstöcke zählen, sondern Rebzeilen, wurde nach den ersten beiden Zeilen aus Spaß ernst. Die ersten Blasen an den Händen wurden sichtbar und außerdem knurrte der Magen. Zeit für Middach. Für mich gab es Cola, Wurstsalat, Brötchen und als krönenden Abschluss Lebkuchen. Ich habe zum Glück noch eine der letzten Packungen im Supermarkt erwischt. Regale müssen ja schon bald für’s nächste Event geräumt werden. Mit dieser Arbeitseinstellung reichte uns der für das Abschneiden der Reben geplante eine Tag nicht.
Als uns das klar wurde, hörten wir ein bisschen früher auf und nahmen kurz vor der Dämmerung Bodenproben, um diese noch vor Ladenschluss ins Labor zu schaffen. Das Labor kann somit für uns den aktuellen Nährstoffgehalt bestimmen. Wichtig ist das natürlich nicht nur bei Neuanlagen. Auch bei unseren anderen Rebflächen lassen wir den Weinbergsboden analysieren, um die perfekte Nährstoffversorgung einstellen zu können. Trotzdem kommt dieser Analyse bei der Wiederbepflanzung besondere Bedeutung zu. Da es nämlich Nährstoffe gibt, welche sich schlecht im Boden „bewegen“ können, bietet sich nach der Rodung die Gelegenheit, solche Nährstoffe auch in tiefere Bodenschichten einzuarbeiten. Ist nämlich erst einmal die Rebanlage entfernt, kann der Boden mit großen Maschinen bearbeitet werden. Hierzu helfen uns die benachbarten Landwirte mit Ihren großen Traktoren und Spatmaschinen aus. Als nächstes stehen nun das Entfernen der Drähte, der Metallpfosten und der Rebstämme an. Dazu mehr in den nächsten Tagen.
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Neuanlage – Teil 1 – Die Planung
Herbizideinsatz in der Landwirtschaft, vor allem im Weinbau, ist umstritten (Stichwort: „Glyphosate“). Doch wie erkennt man, ob der Winzer seines Vertrauens das Pflanzengift eingesetzt hat?
Die folgenden zwei Bilder wurden am 9. Juni 2016 am Stammheimer Eselsberg gemacht. Im ersten Bild erkennt man den Einsatz von Herbiziden am abgetöteten Unterstockbereich. Das zweite Bild habe ich in unserem Silvanerweinberg gemacht wo wir, wie in all unseren Weinbergen nur per Hand oder maschinell (Rollhacke) den Bereich unter den Stöcken von „Begleitflora“ befreien.
Ich werde bei Weinverkostungen oft gefragt, wie groß die Rebfläche ist, die wir bewirtschaften. Die Antwort ist ganz einfach: Derzeit sind es ca. 2,3 ha (Hektar). Dennoch merke ich, dass diese Information vielen nicht viel weiter hilft. Wer sich mit der Landwirtschaft nicht groß auskennt, ist es einfach nicht gewohnt Flächen in Hektar zu bemessen. Ich komme selbst noch manchmal ins Schleudern bei der Umrechnung von Flächen, gerade wenn zusätzlich zum Hektar noch Flächenmaße im Gespräch verwendet waren, die früher geläufiger waren (wie Ar oder Morgen). Hier also eine kurze Erklärung:
Ein Hektar (ha) ist eine Maßeinheit der Fläche, die 10.000 Quadratmeter umfasst (bzw. 100 Ar, das kleinere Flächenmaß von 100 Quadratmetern, also 10 x 10 Metern). Ein Hektar hat also eine Fläche von 100 mal 100 Metern.
Doch wie groß ist das im Vergleich zu anderen, vielleicht leichter vorstellbaren Maßen? Oft sagt man ein Hektar ist ungefähr so groß wie ein Fussballfeld. Meistens sind Fussballfelder jedoch etwas kleiner als ein Hektar. Laut Wikipedia ist das häufigste Maß eines Fussballfelds 68 x 105 Meter (gemäß FIFA- und UEFA- Standard), was 0,714 ha entspricht.
Verglichen mit älteren Flächenmaßen, die auf dem Land gerne noch verwendet werden, ist ein Hektar etwa 5 Morgen groß (auf Fränkisch: „Morch“). Schön ist auch die Bezeichnung „Tagwerk“, weil man sich gut vorstellen kann, welche Arbeit an einem Tag (auch flächenmäßig, je nach Arbeit) geleistet werden kann: Das Bayerische Tagwerk entspricht ungefähr einem Drittel Hektar bzw. man schafft den Hektar (angeblich) an drei Tagen. Ob das vom Ackerbau auf den arbeitsintensiven Weinbau zu übertragen ist, wage ich jedoch stark zu bezweifeln…
Ganz Franken hat rund 6.000 ha Rebfläche. Wir sind mit 2,3 ha Rebfläche also verhältnismäßig klein. Es gibt jedoch viele Winzer die, vor allem im Nebenerwerb und/oder zur Ablieferung an Winzergenossenschaften, Trauben auf noch viel kleineren Rebflächen anbauen. Die allermeisten fränkischen Weinbauern bewirtschaften jeweils unter 0,5 ha Rebfläche (2015 waren es laut Landesamt für Weinbau und Gartenbau, Link siehe unten, 2.264 von insgesamt 3.888 Weinbauern, also fast 60%). Zählt man diejenigen hinzu, die zwischen 0,5 und 1 ha Rebfläche bewirtschaften, sind es schon fast 74% aller fränkischen Weinbauern mit Rebflächen unter 1 ha. Mit unserer Fläche gehören wir zu den rund 18%, die eine Fläche zwischen 2 und 5 ha bewirtschaften.
Auch werden wir öfter gefragt, wie viele Rebstöcke wir haben. Nun, man könnte sie zählen. Einfacher ist es grob zu schätzen. Nach aktuellen Anbaumethoden (Stockabstand ca. 1,20+ m und Zeilenabstand 2 m) hat man auf einem Hektar Rebfläche ca. 4.000 Rebstöcke stehen. Bei älteren Anlagen mit 1,80 m Zeilenbreite können es auch ein paar Stöcke mehr sein, wobei es besonders dort auch öfter mal Ausfälle gibt (abgestorbene Reben). Bei 2,3 ha Rebfläche haben wir also ca. 9.000+ Rebstöcke auf gut drei Fussballfeldern Fläche.
Hintergrundinformationen:
Strukturdaten und Statistiken zum Weinbau in Franken (LWG): https://www.lwg.bayern.de/weinbau/weinrecht/066672/
Wein machen wir „schon“ seit 2012. Die Rebflächen hierfür waren bzw. sind gepachtet und bereits mit Reben bestockt. Eine dieser Anlagen, mit einer Größe von einem halben Hektar (= 5.000 m2), werden wir nach der Ernte im Herbst 2016 roden. Zu viele Stöcke fehlen in diesem mit Bacchus bestockten Weinberg und außerdem ist die Anlage mit knapp 180 cm Zeilenbreite für die neuen Maschinen fast schon zu schmal. Dazu kommt, dass sich unsere Rotweine Fuchs v. B. und Domina immer größerer Beliebtheit erfreuen und wir mehr Domina Rebstöcke pflanzen wollen. Damit habe ich auch schon verraten, welche Rebsorte wir pflanzen werden. Genau gesagt sollen auf diesen 5.000 m2 ca. 3.500 m2 mit Domina und 1.500 m2 mit Silvaner wiederbepflanzt werden. Doch was, außer die Rebsortenwahl, muss bei solch einem Vorhaben noch beachtet werden?
Der Startschuss für unser Projekt Domina – Silvaner – Neuanlage begann schon Anfang des Jahres 2016. Nicht nur die Rebsorte an sich muss festgelegt werden, sondern auch die passende Unterlage muss gefunden werden. Als Unterlage bezeichnet man den Teil der Rebe, der sich später im Boden befindet. Da die Europäerreben nicht resistent gegen Rebläuse sind, pfropft man diese auf eine reblausresistente Unterlage auf. Somit vermeidet man, dass die im Erdreich lebende Reblaus den Stock von der Wurzel aufwärts abfrisst.
Es gibt natürlich eine große Auswahl von Unterlagen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften – schwach wüchsig, stark wüchsig, kalkverträglich oder nicht usw. Da unsere neuen Reben auf Muschelkalkboden stehen und wir (generell) stark reduzierte Erträge anstreben, um später fruchtige, dichte Rotweine zu erhalten, entschieden wir uns für die sogenannte SO4 Unterlage, welche in der Mainschleifenregion aufgrund der hohen Kalkverträglichkeit weit verbreitet ist und das Wachstum der Rebe nicht zu stark fördert. Aber auch die Unterlage selbst gibt es in zwei verschiedenen Varianten.
Wer möchte, kann sich diese auch als längere Version („Hochstammrebe“), welche bis zu 80 cm aus den Boden ragt und erst dann die Edelrebe aufgepfropft wird, bestellen. Der Vorteil dieser langen Variante ist, dass an diesem Stamm später kaum oder keine Ausbrecharbeiten anfallen. Viele glauben auch, dass diese Anlagen schneller ertragreich sind, da die Grünteile der Pflanze im ersten Jahr leicht die Maximalhöhe der Drahtanlage erreichen. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Natürlich erreichen die ersten Triebe schneller den oberen Draht der Anlage, jedoch nur, weil sie ja schon auf einer Höhe von 80cm starten. Die Entwicklung der Rebe, der Wurzel ist genauso, wie die einer „normalen“ Rebe auch. Die aus diesem Irrglauben heraus folgende frühzeitige Belastung der Reben kann ein Grund für die statistisch höhere Ausfallquote der Hochstammreben sein. Nachteile der Hochstammrebe hingegen sind die stärkere Frostanfälligkeit, da die Veredlungsstelle im Winter nicht durch Schnee oder Erde (Boden der im Herbst durch aufhäufen die Veredlungstelle bedeckt) geschützt werden kann. Dazu kommt, dass die Hochstammrebe fast das Doppelte kostet. Biologisch arbeitende Winzer und Rebschulen äußern darüber hinaus noch weitere Schwachpunkte der Hochstammrebe, wie die zwei zusätzlichen Pfropfstellen im Stammbereich, auf die ich nicht näher eingehen will.
Nachdem wir stundenlang die verschiedensten Möglichkeiten diskutiert hatten, werden wir nun unsere zukünftige Domina- und Silvaneranlage auf die Unterlage SO4 pflanzen und werden nicht die in Mode kommende Hochstammrebe verwenden, sondern bleiben bei der fränkisch altbewährten einfachen Variante. Die Reben haben wir bereits im Januar 2016 bestellt, damit wir sie im April/Mai 2017 werden pflanzen können.
Welchen Klon (beim Silvaner, denn bei der Domina gibt es nur einen) wir ausgewählt haben, wird noch nicht verraten. Aber auch dazu gab es interessante Überlegungen und Diskussionen. Aber das war ja jetzt auch erst Teil 1 einer langfristig angelegten Artikelreihe. Unter dem Stichwort „Neupflanzung“ werden wir hin und wieder darüber berichten.