Willkommen auf dem Weingutsblog.
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Alexander, Heiko, Christian
Mittlerweile sind seit der Neupflanzung der Fechser mehr als drei Jahre vergangen und aus den Minireben ist nun eine augenscheinlich ausgewachsene Rebanlage geworden.
Somit endete die Schonfrist für die Reben in diesem Jahr 2019 sollte die Anlage zeigen, ob sie bereits in der Lage ist ordentliche Dominatrauben für unsere Rotweine zur Reife zu bringen.
Als diese Entscheidung fiel, hat von uns keiner geahnt, dass die Natur auch in diesem Sommer mit Regen sparsam umgehen würde. Insgesamt waren es über 3 Monate, in denen die Rebstöcke keinen Regen sahen. Da sich die Wurzeln der jungen Anlage immer noch sehr nahe an der Bodenoberfläche festkrallen, können sie keinen tieferliegenden Wasserspeicher anzapfen und sind in kurzen, regelmäßigen Abständen auf Wasser von oben angewiesen. Solche Niederschläge sollten am Ende dann auch mindestens 15-20 Liter Wasser pro Quadratmeter gebracht haben, damit die Reben auch wirklich etwas davon abbekamen.
Da dieser Regen ausblieb, installierten wir eine Bewässerungsanlage. Hierzu wurden am Draht einer jeden Rebzeile ein etwa fingerdicker Schlauch befestigt. In unserem Fall waren das ca. 2,5km Schlauch. In diesem Schlauch befanden sich in regelmäßigen Abständen Löcher, aus denen das Wasser später heraustropfen konnte.
Eine solche Tropfbewässerung bringt den Vorteil, dass die benötigte Wassermenge nun nicht mehr wie oben beschrieben 20 Liter beträgt, sondern nur noch ca. ein Fünftel. Trotzdem bleibt es ein Kraftakt eine solche Fläche zu bewässern. Sind es doch immer noch 20.000 Liter die mühsam mit Schlepper und Fass auf den Berg gefahren werden müssen. Dazu wiederholt sich dieser Vorgang alle 2 Wochen bei ausbleibenden Regenfällen. Am Ende hat sich die Anstrengung auf jeden Fall gelohnt. Wir ernteten wunderschöne, tiefblaue Dominatrauben.
Wir haben Anfang des Jahres unsere Rebflächen fast verdoppelt, indem wir zusätzliche (teilweise schon alte) Weinberge gepachtet haben (Heiko berichtete bereits darüber). Uns war klar, dass wir mit mehr Rebflächen auch mehr Arbeit im Weinberg zu bewältigen haben. Entsprechend haben wir uns ins Zeug gelegt und sind dafür so früh wie noch nie mit den Arbeiten im Weinberg, die vor dem Austrieb der Reben erforderlich sind, fertig geworden. Dazu gehört nach dem Rebschnitt die Reparatur der Drahtanlagen (Ersetzen morscher Holzstickel durch solche aus Stahl), das Spannen der Drähte, das Anbinden der Fruchtruten und das Aushängen der mittleren Doppeldrähte, die später die Triebe fest halten und vor Schäden durch Sturm und Wind schützten. Jetzt kann der Austrieb kommen! Der Rebaustrieb kündigt sich auch schon durch das wollige Stadium der Knospen an.
Bodenbearbeitung
In den Weinbergen haben wir eine insektenfreundliche Begleitbegrünung gesät. Den unter den Rebstöcken nicht gewünschten Wildwuchs setzen wir mechanische Maßnahmen entgegen, z.B. mit der Rollhacke:
Im Herbst führten wir eine Tiefenlockerung jeder zweiten Gasse in unseren Weinbergen durch, um Bodenverdichtungen entgegen zu wirken. Dabei traten viele große Steine an die Oberfläche (Muschelkalk, darunter auch schöne Versteinerungen). Damit diese z.B. beim Mulchen nicht die Maschinen beschädigen, haben wir den Großteil des gestrigen Tages mit dem Aufsammeln der Steine verbracht. Diese werden an sogenannten Lesesteinriegeln abgeladen, die wichtige Biotope für allerlei Arten sind. Da kamen einige Fuhren zusammen. Das spüren wir sicherlich noch einige Tage in den Knochen…
Zum Glück waren wir damit fertig bevor der Regen einsetzte. Den Regen haben wir uns auch gewünscht, damit unsere Begrünung aufgeht. Bei Regen geht die Arbeit dann halt im Keller weiter: Etikettieren, kartonieren, Weinpakete packen…
Fazit: Die Arbeit im Weinberg an der frischen Luft macht immer Spaß, kann aber manchmal auch ganz schön anstrengend sein. Vor allem an steileren Hängen… Umso mehr schätzt man dann den Wein im Glas.
Es ist wieder kalt geworden. So kalt, dass wir die Arbeit mit dem Beton (unsere neue Vinothekstheke… wir werden weiter berichten) unterbrechen mussten. Bei Minusgraden könnte dieser nämlich nicht richtig aushärten.
Solange es so kalt ist, ist es aber auch trocken, so daß wir die Zeit für den Rebschnitt nutzen können. Gestern und heute war es sogar regelrecht sonnig. Gestern zumindest bis mittags, als ein zuerst hageliges Schneetreiben aufkam.
Gestern und heute während des Rebschnitts (etwa 40 Jahre alte Bacchus-Rebstöcke, die wir im Kordonschnitt „erziehen“; die Reben für unseren Wolf jr.) besuchte mich ein Rotkehlchen. Ich vermute es war dasselbe Tier. Im Laufe der Zeit kam er oder sie immer näher an mich heran. Vermutlich erhoffte es sich Insekten, die ich beim Streifzug durch die Zeilen aufgescheucht haben mag. Mal sehen, ob er morgen wieder dazu kommt und ob er lang genug still sitzt, dass ich ich Handschuhe ausziehen, Handykamera auspacken und ihn fotografieren kann…
Gerade noch rechtzeitig sind wir Ende Mai mit dem Einsetzen der neuen Reben für unser 5000m2 große Junganlage fertig geworden. Gepflanzt wurden 1570 Domina Reben und 460 Silvaner Reben. Noch während des Pflanzens stellten wir einen Mann zum Gießen der neuen Reben ab. Bei fast 30°C freuten sich die neuen Reben sicherlich über die kleine Dusche. Ungefähr 10 Liter Wasser sollte man pro Rebstock geben, damit sich auch ein kleiner Vorrat für die kommenden Tage bildet. In unserem Fall waren also 20.000 Liter Wasser nötig, um alle Stöcke zu versorgen.
Nach dem zweitägigen Gießen machten wir uns daran Rebschutzrohre über die Jungpflanzen zu stülpen, damit die begehrten Jungtriebe nicht vom Wild abgeknabbert werden. Mittlerweile sind die neuen Reben schon auf ca. 1,2 m hochgewachsen und zeigen uns damit, dass sie sich in der neuen Anlage recht wohl fühlen. Ende August werden wir den Wuchs dann unterbrechen, indem wir die Triebspitze abschneiden und sich so der Trieb fertig für den Winter macht. Und vielleicht gibt es dann im nächsten Jahr schon die ersten kleinen Trauben.
Nach 2010 gab es dieses Jahr wieder ein Spätfrostereignis, welches den Weinbauern schlaflose Nächte bereitete. Oft werden die Sorgen der Winzer von Außenstehenden mit einem Augenrollen kommentiert, dabei ist das Arbeiten mit der Natur manchmal wirklich ganz schön nervenaufreibend. Ist das Gehalt eines Arbeitnehmers doch regelmäßig und pünktlich auf dem Konto, so bedeuteten Ernteeinbußen gleichzeitig „Lohnkürzungen“ bei fast gleichbleibenden Kosten.
Doch was hat es nun mit diesen Spätfrostereignissen auf sich? Im Januar hatten wir -15° C und keinen scheint es gestört zu haben. Das liegt daran, dass die Rebe in der vegetationslosen Zeit keine Grünteile (Blätter, Triebe) mehr besitzt und die verholzten Teile eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegen Kälte besitzen. Je nach Sorte können die Reben in diesem Zustand schon mal -20° C oder -25° C aushalten. Erwacht die Rebe aufgrund höherer Temperaturen (ca. 15° C über mehrere Tage) zum Leben und beginnt auszutreiben, dann dürfen die Temperaturen nicht unter 0° C fallen. Die Folge wäre, dass die Grünteile absterben und für die Traubenbildung nicht mehr zur Verfügung stünden.
Doch warum gibt es diese Spätfröste? In den meisten Fällen spricht man von einer Inversionswetterlage, welche sich bei Hochdruckeinfluss und Windstille entwickeln kann. Normalerweise sind die höheren Luftschichten kälter als die am Boden. Kann die warme Luft aber aufgrund einer fehlenden Wolkendecke nach oben entweichen und fließt kalte Luft von den Höhenlagen ins Tal, dann entsteht eine sogenannte Inversionsschichtung. Hier ist die Luft am Boden sehr kalt, während sich die wärmeren Luftschichten drüber befinden. Deshalb versuchen Winzer in solchen Situationen mit sehr viel Aufwand die Luftschichten künstlich zu verwirbeln (Hubschrauber, Feuer) um das Übel doch noch irgendwie abzuwenden.
Rodung: Gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten haben wir das 50 Ar große Feldstück von der alten Rebanlage befreit. In der letzten Folge dieser Artikelserie waren wir drauf und dran die alte Drahtanlage zu entfernen. Unterdessen gab es schon den ersten Frost, so dass die Metallstickel sich beim rausziehen mit dem Schlepper sehr dagegen sträubten. Sogar unsere Kette aus mehr als 50 Jahre Familienbesitz, welche wir zum rausziehen der Stickel und Anker benutzten, hat diese Aktion nicht überstanden. Drei Mal riss sie, bis nur noch ein zu kurzes Stück Kette übrig war. Es musste also eine neue Kette her. Hier kann ich sagen, dass die Stahlqualität (falls die alte Kette überhaupt aus Stahl war) sich bis heute wesentlich verbessert hat. Obwohl die Dicke des Materials der neuen Kette nicht stärker war, hielt die sie den Zugkräften problemlos stand. Nach dem Rausziehen luden wir alle Stickel auf und brachten sie zum Wertstoffhof. Natürlich prüften wir zuvor eine mögliche Wiederverwendung, aber nach über 30 Jahren Standzeit waren auch diese verzinkten Metallstickel fasst alle durchgerostet und nicht mehr einsatzfähig. Insgesamt waren es fast 400 Stickel und über 15 km Draht, die wir entsorgen mussten.
Sobald wieder Tauwetter war machten wir uns ans eigentliche Roden und begannen mit dem herausziehen der fast 2000 Reben – natürlich auch mit dem Schlepper. Schöne, dicke Rebstämme welche nach zweijähriger Trocknung ideal zum Heizen Verwendung finden können, kippten wir Opa Hans mit unserem Kippanhänger auf den Hof.
Das Feldstück war nun leergeräumt und bereit für die Vorratsdüngung und Bodenbearbeitung. Die Vorratsdüngung erfolgte nach vorheriger Bodenanalyse durch ein Fachlabor. Hauptbestandteil der Düngung war Kalk. Dabei ist Kalk gar kein Nährstoff. Kalk wird vielmehr zur Verbesserung der Bodenstruktur und zur Anhebung des pH-Werts ausgebracht.
Mittlerweile hatten wir nur noch drei Tage bis Heilig Abend und waren um so glücklicher, als wir noch am 22. Dezember einen Termin für eine Tiefe Bodenbearbeitung mit schwerem Gerät bekamen. Prima liegt das Feldstück nun da und wir freuen uns schon jetzt auf die Wiederbepflanzung im Mai.
Ein kurzes Video vom Rausziehen der Rebstöcke mit dem Schlepper: (YouTube)
Nachdem ich in der ersten Folge die Planungsphase zum Thema Weinbergsneuanlage kurz beschrieben habe, geht es nun endlich in die Praxis: Rodungsvorbereitungen. Voller Tatendrang und mit gewetzten Scheren ziehen wir zu dreien los. Die Rodung der alten Rebfläche steht an. Wir werden das neue Holz abschneiden, so dass nach getaner Arbeit nur noch der Stamm übrig bleiben wird. Die richtige Arbeit für gestresste Büroarbeiter, wie ich meine. Nichts denken müssen – einfach nur abschneiden und das bei ca. 2000 Reben. Ist ein bisschen wie in Karate Kid, als Daniel San den Zaun streichen musste. Da wir beim Schneiden keine Rebstöcke zählen, sondern Rebzeilen, wurde nach den ersten beiden Zeilen aus Spaß ernst. Die ersten Blasen an den Händen wurden sichtbar und außerdem knurrte der Magen. Zeit für Middach. Für mich gab es Cola, Wurstsalat, Brötchen und als krönenden Abschluss Lebkuchen. Ich habe zum Glück noch eine der letzten Packungen im Supermarkt erwischt. Regale müssen ja schon bald für’s nächste Event geräumt werden. Mit dieser Arbeitseinstellung reichte uns der für das Abschneiden der Reben geplante eine Tag nicht.
Als uns das klar wurde, hörten wir ein bisschen früher auf und nahmen kurz vor der Dämmerung Bodenproben, um diese noch vor Ladenschluss ins Labor zu schaffen. Das Labor kann somit für uns den aktuellen Nährstoffgehalt bestimmen. Wichtig ist das natürlich nicht nur bei Neuanlagen. Auch bei unseren anderen Rebflächen lassen wir den Weinbergsboden analysieren, um die perfekte Nährstoffversorgung einstellen zu können. Trotzdem kommt dieser Analyse bei der Wiederbepflanzung besondere Bedeutung zu. Da es nämlich Nährstoffe gibt, welche sich schlecht im Boden „bewegen“ können, bietet sich nach der Rodung die Gelegenheit, solche Nährstoffe auch in tiefere Bodenschichten einzuarbeiten. Ist nämlich erst einmal die Rebanlage entfernt, kann der Boden mit großen Maschinen bearbeitet werden. Hierzu helfen uns die benachbarten Landwirte mit Ihren großen Traktoren und Spatmaschinen aus. Als nächstes stehen nun das Entfernen der Drähte, der Metallpfosten und der Rebstämme an. Dazu mehr in den nächsten Tagen.
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Neuanlage – Teil 1 – Die Planung
Wein machen wir „schon“ seit 2012. Die Rebflächen hierfür waren bzw. sind gepachtet und bereits mit Reben bestockt. Eine dieser Anlagen, mit einer Größe von einem halben Hektar (= 5.000 m2), werden wir nach der Ernte im Herbst 2016 roden. Zu viele Stöcke fehlen in diesem mit Bacchus bestockten Weinberg und außerdem ist die Anlage mit knapp 180 cm Zeilenbreite für die neuen Maschinen fast schon zu schmal. Dazu kommt, dass sich unsere Rotweine Fuchs v. B. und Domina immer größerer Beliebtheit erfreuen und wir mehr Domina Rebstöcke pflanzen wollen. Damit habe ich auch schon verraten, welche Rebsorte wir pflanzen werden. Genau gesagt sollen auf diesen 5.000 m2 ca. 3.500 m2 mit Domina und 1.500 m2 mit Silvaner wiederbepflanzt werden. Doch was, außer die Rebsortenwahl, muss bei solch einem Vorhaben noch beachtet werden?
Der Startschuss für unser Projekt Domina – Silvaner – Neuanlage begann schon Anfang des Jahres 2016. Nicht nur die Rebsorte an sich muss festgelegt werden, sondern auch die passende Unterlage muss gefunden werden. Als Unterlage bezeichnet man den Teil der Rebe, der sich später im Boden befindet. Da die Europäerreben nicht resistent gegen Rebläuse sind, pfropft man diese auf eine reblausresistente Unterlage auf. Somit vermeidet man, dass die im Erdreich lebende Reblaus den Stock von der Wurzel aufwärts abfrisst.
Es gibt natürlich eine große Auswahl von Unterlagen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften – schwach wüchsig, stark wüchsig, kalkverträglich oder nicht usw. Da unsere neuen Reben auf Muschelkalkboden stehen und wir (generell) stark reduzierte Erträge anstreben, um später fruchtige, dichte Rotweine zu erhalten, entschieden wir uns für die sogenannte SO4 Unterlage, welche in der Mainschleifenregion aufgrund der hohen Kalkverträglichkeit weit verbreitet ist und das Wachstum der Rebe nicht zu stark fördert. Aber auch die Unterlage selbst gibt es in zwei verschiedenen Varianten.
Wer möchte, kann sich diese auch als längere Version („Hochstammrebe“), welche bis zu 80 cm aus den Boden ragt und erst dann die Edelrebe aufgepfropft wird, bestellen. Der Vorteil dieser langen Variante ist, dass an diesem Stamm später kaum oder keine Ausbrecharbeiten anfallen. Viele glauben auch, dass diese Anlagen schneller ertragreich sind, da die Grünteile der Pflanze im ersten Jahr leicht die Maximalhöhe der Drahtanlage erreichen. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Natürlich erreichen die ersten Triebe schneller den oberen Draht der Anlage, jedoch nur, weil sie ja schon auf einer Höhe von 80cm starten. Die Entwicklung der Rebe, der Wurzel ist genauso, wie die einer „normalen“ Rebe auch. Die aus diesem Irrglauben heraus folgende frühzeitige Belastung der Reben kann ein Grund für die statistisch höhere Ausfallquote der Hochstammreben sein. Nachteile der Hochstammrebe hingegen sind die stärkere Frostanfälligkeit, da die Veredlungsstelle im Winter nicht durch Schnee oder Erde (Boden der im Herbst durch aufhäufen die Veredlungstelle bedeckt) geschützt werden kann. Dazu kommt, dass die Hochstammrebe fast das Doppelte kostet. Biologisch arbeitende Winzer und Rebschulen äußern darüber hinaus noch weitere Schwachpunkte der Hochstammrebe, wie die zwei zusätzlichen Pfropfstellen im Stammbereich, auf die ich nicht näher eingehen will.
Nachdem wir stundenlang die verschiedensten Möglichkeiten diskutiert hatten, werden wir nun unsere zukünftige Domina- und Silvaneranlage auf die Unterlage SO4 pflanzen und werden nicht die in Mode kommende Hochstammrebe verwenden, sondern bleiben bei der fränkisch altbewährten einfachen Variante. Die Reben haben wir bereits im Januar 2016 bestellt, damit wir sie im April/Mai 2017 werden pflanzen können.
Welchen Klon (beim Silvaner, denn bei der Domina gibt es nur einen) wir ausgewählt haben, wird noch nicht verraten. Aber auch dazu gab es interessante Überlegungen und Diskussionen. Aber das war ja jetzt auch erst Teil 1 einer langfristig angelegten Artikelreihe. Unter dem Stichwort „Neupflanzung“ werden wir hin und wieder darüber berichten.
Wer hat Lust mal für einen Tag mit zu machen im Weinberg?
In der Landwirtschaft und speziell im Weinbau in Franken war in den letzten Wochen der Wassermangel das große Thema Nummer Eins. Es hatte einfach viel zu wenig geregnet. Uns trifft das nicht so hart, da unsere Rebstöcke alle schon einige Jahre auf dem Buckel haben und tief wurzeln. Die Begleitbegrünung, unsere bienenfreundliche Wolff-Mischung von der wir beim Bienenfest in der Umweltstation Bilder (und resultierende Weine) präsentierten, musste kürzlich zugunsten der Reben umgewalzt werden. Doch in den letzten 24 Stunden hat es ordentlich geregnet. Und wenn es das im August weiterhin tut (hoffentlich auch nicht zu viel), können wir das Saatgut für einen blühenden Herbst wieder einsähen. Es lagert schon trocken und wartet auf den richtigen Zeitpunkt.
Im Weinberg haben wir nach dem Entblättern der Traubenzone nun schon mit der Ertragsregulierung begonnen. Wir schneiden je nach vorher festgelegten Ertragszielen und Zustand des Wachstums (Anzahl der Trauben, Lockerheit oder Dichte der Beeren) Trauben mit der Leseschere raus. Das gibt am Ende weniger, aber dafür besseren Wein.
Wer wie Matthias (siehe seinen Gastbeitrag von neulich, unten verlinkt) auch mal mit raus in den Weinberg kommen möchte, um die Arbeit des Winzers mal am eigenen Leib zu spüren, darf uns gerne mal begleiten. Meldet Euch bei Interesse bitte auf den üblichen Wegen (die üblichen Wege sind zunehmenderweise auch Chat-Dienste wie WhatsApp, Skype und Facebook. Wir nehmen aber gerne auch Schneckenpost und – nicht ganz so zuverlässig wie die üblichen Wege – auch Telefonate entgegen. Nur Fax haben wir nicht).
Habe ich Euer Interesse an einem „Praktikum“ geweckt?
Links:
Zu Wolff-Mischung in früheren Artikeln http://weinvon3.de/?s=wolff
Gastbeitrag von Matthias: http://weinvon3.de/gastbeitrag-von-matthias-virnekaes/
Anfang Juni war Matthias Virnekäs während seines Urlaubs zwei Tage lang tatkräftig mit uns in Weingut und Weinberg unterwegs. Mit folgendem Gastbeitrag gewährt er Blicke hinter die Kulissen des Weingutsbetriebs. Vielen Dank für die Mithilfe Matthias!
Werte Kunden, Gönner und Freunde des Weingutes „Wein von 3“!
Diesmal schreibt Ihnen nicht das Wein von 3-Team, sondern einer, der normalerweise vor der Kulisse, Bühne, Theke steht. Einer von Ihnen.
Die Idee war schon einige Zeit am gären, wurde aber endgültig bei einer Weinprobe in der Weingaststätte s’Türmle Schweinfurt angesprochen. Ein Termin war nun gefunden und medial wurde der Treffpunkt abgesprochen.
Montag früh – treffen in Stammheim zur Arbeit im Weinberg. Anruf von Alex – doch kein Treffen, Weinflaschen wurden von Heiko geliefert und müssen in den Keller, machen sie alleine. 2,5 Stunden später wiederum Treffpunkt Stammheim. 15 min später abgesagt – es regnet in Strömen. Flexibilität ist wohl eine Grundlage um Winzer zu sein.
Nun habe ich beschlossen im Schloss aufzuschlagen – es wird ja wohl irgendeine Arbeit geben. So traf ich mich mit Christian und Alex im Schloss Zeilitzheim, Heiko war anderweitig gebunden. Ich durfte nun Kartons falten. Christian machte mir einen Masterkarton und ich legte los. Nachdem sich Alexander kurz um Belange des Schlosses befasste, legten wir zu dritt los. Alexander etikettierte Weinflaschen, Christian kümmerte sich um Handwerkliches rund um das kommende Weinfest – und ich faltete. Irgendwie nicht schnell genug, da mir immer ein paar Kartonrohlinge abgenommen wurden. Nun ja die Weinflaschen wollen verpackt werden. (Sollten Sie gerade ihren Weinkarton angesehen haben und bemerkt haben, dass die Unterseite nicht so perfekt wie gewohnt ist – das ist dann evtl. einer von mir!). Nebenbei wurde noch das Büro umgeräumt. Und die ganze Zeit unterhielten sich drei Männer über Privates, große Weltpolitik sowie kleine Dorfpolitik und natürlich – ganz wichtig – über Wein.
Nach 2 Stunden wurde mal eine Pause gemacht. Und Christian reichte einen 14er Silvaner mit den Worten „Probiert mal!“. Ein Silvaner rund und mild, ruhend in sich selbst. Wichtig für mich: Kein Aufbegehren der Magensäure. Und dem war auch so. Nach dem Verkosten kam der Hinweis: „Diese Flasche wurde versehentlich nicht fest verschraubt, stand nun eine Woche gekühlt aber offen herum“. Und Christian erklärte mir auf Nachfrage was Sauerstoff mit Wein macht. „Äh Christan… Einschenken nicht wegräumen!“ Lecker!!! Nun gab es zum Vergleich den Originalwein (zuvor richtig verschlossen). Schon beim Riechen gab es eine Empfindungsexplosion in der Nase. Mehr wird nicht verraten – probieren Sie selbst, wenn Sie ein Glas 14er Silvaner in der Hand haben.
So es geht ins Heiligtum des Weingutes: Der Weinkeller, hier lagern die Drei ihre Schätze. Von Baron bis Rotling alles vertreten. Alexander erklärt mir einiges über die Weinlagerung. Aber nun wartet die Arbeit wieder. Flaschen zum etikettieren tragen. 12er weise hoch zur Maschine. Rauf runter, keine mechanische Hilfe. Und nun Lösung eines Spezialfalles – es wurden falsche Flaschen geliefert. Diese passen nicht in die Etikettiermaschine. Also alles per Hand aufkleben. Nachdem dies erledigt war, endet mein erster Tag im Weingut.
Nächster Tag 9 Uhr, Alexander hat schon mal den Rasen im Schlossgarten gemäht. So langsam kommen die weiteren von 3 hinzu. Kurzes Briefing und es geht los mit dem Aufbau für das bevorstehende Fest. Tische und Bänke aufbauen, über die Verteilung diskutieren – teilweise wieder umbauen. Nun die Theke aufbauen und verschönern. Nun wieder Flaschen etikettieren, Kühlschränke einräumen, dann zum Abschluss Gläser Kartonweise aus dem Lager in die Nähe des Weinlagers bringen. Dies Alles ist in 3 Sätzen dargestellt – hat aber vier Stunden gedauert. Die groben Arbeiten wurden gemacht, der Event (das Arkadenhofweinfest) kann kommen.
Christian bringt eine Flasche vom neuen Riesling. Für mich ein Top-Riesling nach meinem Geschmack. Während ich den Wein genieße, diskutieren die 3 was sie bei der nächsten Generation besser machen können. Ok, besser?! Stimmt, Stillstand ist Rückschritt!
Nun geht es endlich in den Weinberg. Alex und Christian erklären mir die Philosophie die hinter ihrem Anbau steht. Das konsequent auf Qualität setzen und dies im Weinberg anfängt und beim Kunden endet. Und los geht es, ausbrechen und anbinden. Und schon haben sie mich abgehängt, kenn ich irgendwo her. Während ich einen Weinstock gemacht habe wurden von den Weinmachern drei bearbeitet. Ist aber auch eine tolle Aussicht hier… Qualitätskontrolle von Christian – bei einem Weinstock glatt durchgefallen, macht aber jetzt keinen Qualitätsverlust bei den Trauben. Puh, auf was alles geachtet werden muss. Von wegen einfach durch den Weinberg laufen und an den Austrieben rumschneiden.
Dieses kleine Praktikum hat mir gezeigt, welche Arbeit hinter jeder Flasche steht. In jeder steckt viel Hingabe und Handarbeit. Wein von 3 arbeitet unermüdlich an der Verbesserung ihrer Weine. Nach der Lese ist vor der Lese. Dieses Jahr wird schon an den 2016 Jahrgang gedacht.
Die Erkenntnis für mich ist, dass jede Flasche ihren Preis wert ist.
Und darauf einen Petrini!
Matthias Virnekäs