Auch die Reben sind gesünder, wenn der Winzer sie pfleglich behandelt. Auch Reben können Stress empfinden. Verursacht wird dieser z. B. durch zu viel Früchte pro Stock, zu wenig Wasser, einen „ungesunden Boden“ und einiges mehr. Unsere Aufgabe als Winzer ist es, das Umfeld für die Rebe so stressfrei wie möglich zu gestalten. Auch, wenn das alles wie aus einem Werbekatalog eines Wellnesshotels klingt, so sieht selbst der Leihe den unterschied zwischen einer ausgelaugten, kranken Rebe und einer die die Trauben anscheinend leichtfüßig zur Reife bringt.
Die Möglichkeiten des Winzers zur Pflanzenpflege sind vielfältig und zum Teil bestimmt auf viele andere Kulturen oder Kleingärten zu übertragen. In unserer kleinen Blogreihe starten wir heute mit der Bodenpflege. Sehr einleuchtend erscheint der Boden als Grundlage der Weinrebe der wichtigste Faktor zu sein. Ist der Boden nicht gesund, kann es die Rebe schon gleich gar nicht sein. Im Prinzip kümmert sich die Natur von selbst darum den Boden fit zu halten. Diese Aufgabe übernehmen Kleinlebewesen, wie Regenwürmer und vor allem Mikroorganismen. Auch wenn es keiner vermuten würde, so verrichten letztere ca. 90% der Arbeit und sorgen für ein aktives Bodenleben. Damit diese wichtigen Helfer auch in genügend großer Anzahl im Boden bleiben, sollten folgende Empfehlungen beherzigt werden: Wie alle Lebewesen, brauchen auch Mikroorganismen Futter. Deshalb sähen wir regelmäßig eine bunte Vielfalt von Pflanzen in unsere Rebgassen. Diese dienen wie bereits gesagt als Futter, schützen aber auch die Empfindlichen Organismen vom UV-Licht der Sonne. Die erste Regel wäre somit, den Boden nie längere Zeit offen liegen zu lassen. Sollte so eine Einsaat einmal die eigentliche Nutzpflanze anfangen zu überwuchern kann man diese mit durch Walzen wieder platt drücken und erhält trotzdem den Lebensraum für viele Nützlinge und eine gute Bodenabdeckung.
Da nur junge Pflanzen dem Boden Energie und Nährstoffe zuführen können, werden die Begrünungsstreifen nach zwei Jahren mit einer Fräse abgeschält. Die in den Pflanzen gespeicherten Nährstoffe werden dabei durch zuvor aufgesprühte Mikroorganismen fermentiert und im Boden gespeichert. Nach Abschluss der Fermentation bringen wir dann wieder eine neue Saat aus um den offenen Boden wieder zu bedecken. Durch diese Arbeitsroutine sind wir im Weinbau auch nicht mehr auf künstliche Stickstoffdünger angewiesen, da unsere Begrünung neben den bereits erwähnten positiven Effekten genug Stickstoffdünger für unsere Reben liefert.
Neben Stickstoff benötigt die Rebe auch noch andere Hauptnährstoffe, wie Kalium, Magnesium und Calzium. Diese können wir nicht selbst produzieren und müssen diese von außen zuführen. Wenn möglich versuchen wir diesen Bedarf mit Urgesteinsmehl abzudecken, welches außer die Mineralstoffversorgung des Bodens weiter positive Eigenschaften für die Mikroorganismen und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens mitbringt.
Neben diesen Tipps gilt es, der Natur so wenig wie möglich im Wege zu stehen und nur dann einzugreifen, um die eigentliche Nutzpflanze zu schützen.