Willkommen auf dem Weingutsblog.
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Alexander, Heiko, Christian
Ich werde bei Weinverkostungen oft gefragt, wie groß die Rebfläche ist, die wir bewirtschaften. Die Antwort ist ganz einfach: Derzeit sind es ca. 2,3 ha (Hektar). Dennoch merke ich, dass diese Information vielen nicht viel weiter hilft. Wer sich mit der Landwirtschaft nicht groß auskennt, ist es einfach nicht gewohnt Flächen in Hektar zu bemessen. Ich komme selbst noch manchmal ins Schleudern bei der Umrechnung von Flächen, gerade wenn zusätzlich zum Hektar noch Flächenmaße im Gespräch verwendet waren, die früher geläufiger waren (wie Ar oder Morgen). Hier also eine kurze Erklärung:
Ein Hektar (ha) ist eine Maßeinheit der Fläche, die 10.000 Quadratmeter umfasst (bzw. 100 Ar, das kleinere Flächenmaß von 100 Quadratmetern, also 10 x 10 Metern). Ein Hektar hat also eine Fläche von 100 mal 100 Metern.
Doch wie groß ist das im Vergleich zu anderen, vielleicht leichter vorstellbaren Maßen? Oft sagt man ein Hektar ist ungefähr so groß wie ein Fussballfeld. Meistens sind Fussballfelder jedoch etwas kleiner als ein Hektar. Laut Wikipedia ist das häufigste Maß eines Fussballfelds 68 x 105 Meter (gemäß FIFA- und UEFA- Standard), was 0,714 ha entspricht.
Verglichen mit älteren Flächenmaßen, die auf dem Land gerne noch verwendet werden, ist ein Hektar etwa 5 Morgen groß (auf Fränkisch: „Morch“). Schön ist auch die Bezeichnung „Tagwerk“, weil man sich gut vorstellen kann, welche Arbeit an einem Tag (auch flächenmäßig, je nach Arbeit) geleistet werden kann: Das Bayerische Tagwerk entspricht ungefähr einem Drittel Hektar bzw. man schafft den Hektar (angeblich) an drei Tagen. Ob das vom Ackerbau auf den arbeitsintensiven Weinbau zu übertragen ist, wage ich jedoch stark zu bezweifeln…
Ganz Franken hat rund 6.000 ha Rebfläche. Wir sind mit 2,3 ha Rebfläche also verhältnismäßig klein. Es gibt jedoch viele Winzer die, vor allem im Nebenerwerb und/oder zur Ablieferung an Winzergenossenschaften, Trauben auf noch viel kleineren Rebflächen anbauen. Die allermeisten fränkischen Weinbauern bewirtschaften jeweils unter 0,5 ha Rebfläche (2015 waren es laut Landesamt für Weinbau und Gartenbau, Link siehe unten, 2.264 von insgesamt 3.888 Weinbauern, also fast 60%). Zählt man diejenigen hinzu, die zwischen 0,5 und 1 ha Rebfläche bewirtschaften, sind es schon fast 74% aller fränkischen Weinbauern mit Rebflächen unter 1 ha. Mit unserer Fläche gehören wir zu den rund 18%, die eine Fläche zwischen 2 und 5 ha bewirtschaften.
Auch werden wir öfter gefragt, wie viele Rebstöcke wir haben. Nun, man könnte sie zählen. Einfacher ist es grob zu schätzen. Nach aktuellen Anbaumethoden (Stockabstand ca. 1,20+ m und Zeilenabstand 2 m) hat man auf einem Hektar Rebfläche ca. 4.000 Rebstöcke stehen. Bei älteren Anlagen mit 1,80 m Zeilenbreite können es auch ein paar Stöcke mehr sein, wobei es besonders dort auch öfter mal Ausfälle gibt (abgestorbene Reben). Bei 2,3 ha Rebfläche haben wir also ca. 9.000+ Rebstöcke auf gut drei Fussballfeldern Fläche.
Hintergrundinformationen:
Strukturdaten und Statistiken zum Weinbau in Franken (LWG): https://www.lwg.bayern.de/weinbau/weinrecht/066672/
Wein machen wir „schon“ seit 2012. Die Rebflächen hierfür waren bzw. sind gepachtet und bereits mit Reben bestockt. Eine dieser Anlagen, mit einer Größe von einem halben Hektar (= 5.000 m2), werden wir nach der Ernte im Herbst 2016 roden. Zu viele Stöcke fehlen in diesem mit Bacchus bestockten Weinberg und außerdem ist die Anlage mit knapp 180 cm Zeilenbreite für die neuen Maschinen fast schon zu schmal. Dazu kommt, dass sich unsere Rotweine Fuchs v. B. und Domina immer größerer Beliebtheit erfreuen und wir mehr Domina Rebstöcke pflanzen wollen. Damit habe ich auch schon verraten, welche Rebsorte wir pflanzen werden. Genau gesagt sollen auf diesen 5.000 m2 ca. 3.500 m2 mit Domina und 1.500 m2 mit Silvaner wiederbepflanzt werden. Doch was, außer die Rebsortenwahl, muss bei solch einem Vorhaben noch beachtet werden?
Der Startschuss für unser Projekt Domina – Silvaner – Neuanlage begann schon Anfang des Jahres 2016. Nicht nur die Rebsorte an sich muss festgelegt werden, sondern auch die passende Unterlage muss gefunden werden. Als Unterlage bezeichnet man den Teil der Rebe, der sich später im Boden befindet. Da die Europäerreben nicht resistent gegen Rebläuse sind, pfropft man diese auf eine reblausresistente Unterlage auf. Somit vermeidet man, dass die im Erdreich lebende Reblaus den Stock von der Wurzel aufwärts abfrisst.
Es gibt natürlich eine große Auswahl von Unterlagen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften – schwach wüchsig, stark wüchsig, kalkverträglich oder nicht usw. Da unsere neuen Reben auf Muschelkalkboden stehen und wir (generell) stark reduzierte Erträge anstreben, um später fruchtige, dichte Rotweine zu erhalten, entschieden wir uns für die sogenannte SO4 Unterlage, welche in der Mainschleifenregion aufgrund der hohen Kalkverträglichkeit weit verbreitet ist und das Wachstum der Rebe nicht zu stark fördert. Aber auch die Unterlage selbst gibt es in zwei verschiedenen Varianten.
Wer möchte, kann sich diese auch als längere Version („Hochstammrebe“), welche bis zu 80 cm aus den Boden ragt und erst dann die Edelrebe aufgepfropft wird, bestellen. Der Vorteil dieser langen Variante ist, dass an diesem Stamm später kaum oder keine Ausbrecharbeiten anfallen. Viele glauben auch, dass diese Anlagen schneller ertragreich sind, da die Grünteile der Pflanze im ersten Jahr leicht die Maximalhöhe der Drahtanlage erreichen. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Natürlich erreichen die ersten Triebe schneller den oberen Draht der Anlage, jedoch nur, weil sie ja schon auf einer Höhe von 80cm starten. Die Entwicklung der Rebe, der Wurzel ist genauso, wie die einer „normalen“ Rebe auch. Die aus diesem Irrglauben heraus folgende frühzeitige Belastung der Reben kann ein Grund für die statistisch höhere Ausfallquote der Hochstammreben sein. Nachteile der Hochstammrebe hingegen sind die stärkere Frostanfälligkeit, da die Veredlungsstelle im Winter nicht durch Schnee oder Erde (Boden der im Herbst durch aufhäufen die Veredlungstelle bedeckt) geschützt werden kann. Dazu kommt, dass die Hochstammrebe fast das Doppelte kostet. Biologisch arbeitende Winzer und Rebschulen äußern darüber hinaus noch weitere Schwachpunkte der Hochstammrebe, wie die zwei zusätzlichen Pfropfstellen im Stammbereich, auf die ich nicht näher eingehen will.
Nachdem wir stundenlang die verschiedensten Möglichkeiten diskutiert hatten, werden wir nun unsere zukünftige Domina- und Silvaneranlage auf die Unterlage SO4 pflanzen und werden nicht die in Mode kommende Hochstammrebe verwenden, sondern bleiben bei der fränkisch altbewährten einfachen Variante. Die Reben haben wir bereits im Januar 2016 bestellt, damit wir sie im April/Mai 2017 werden pflanzen können.
Welchen Klon (beim Silvaner, denn bei der Domina gibt es nur einen) wir ausgewählt haben, wird noch nicht verraten. Aber auch dazu gab es interessante Überlegungen und Diskussionen. Aber das war ja jetzt auch erst Teil 1 einer langfristig angelegten Artikelreihe. Unter dem Stichwort „Neupflanzung“ werden wir hin und wieder darüber berichten.
Mittwoch und Donnerstag verbrachten zwei von drei Wein von 3 Weinmachern auf den Fränkischen Weinbautagen in Veitshöchheim (eine Pflichtveranstaltung für Frankens Winzer). Es folgen ein paar fotografische Eindrücke im Rahmen der Konferenz. Wer sich auch ein wenig in die inhaltlichen Themen der Weinbautage einlesen möchte, kann die Schilderung meiner Eindrücke im Frankenwein tumblr lesen: http://frankenwein.tumblr.com/