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Alexander, Heiko, Christian
2015 ist (war) ein Top-Jahr für den Weinbau in Franken. Wie wir den Jahrgang erlebten.
Mit der Weinlese 2015 haben wir unseren 4. Jahrgang eingeholt. Bis jetzt können wir die Aussage „Kein Jahrgang gleicht dem Anderen“ zu 100 % bestätigen. Die Natur, das Klima und der Boden formen die Trauben sowie deren Inhaltsstoffe jedes Jahr neu und jedes Jahr anders. Genau das ist es aber, was unseren Winzer-Job so kurzweilig macht. Es gibt kein Rezept für guten Wein. Es geht vielmehr darum zu beobachten, zu erkennen und Entscheidungen zu treffen. Je mehr richtige Entscheidungen es am Ende waren, umso besser wird der Wein. Der besondere Kick dabei ist, dass man anders als beim Kuchen backen nur eine Chance im Jahr bekommt, um seinen Topwein zu erzeugen. So ungefähr würde ich also das „Geheimnis“ des Weinmachens kurz und bündig beschreiben.
Wie lief es nun aber für uns im Jahr 2015?
Das Weinjahr starteten wir wie immer mit dem Rebschnitt – eine sehr entspannende Tätigkeit, wie ich finde. Mit dem Rebschnitt legen wir bereits ganz am Anfang fest, welche Weine wir aus den entsprechenden Feldstücken ernten möchten. Ob es dann wirklich klappt, kann zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht gesagt werden – alles andere wäre jedoch ein Glücksspiel. Das anschließende Richten der Drahtanlage, das Niederziehen der Ruten und die Aussaat der Sommerbegrünung war Routine.
Natürlich brachten wir die Aussaat kurz vor einem prognostizierten Regen in die Weinberge. Leider fiel dieser Niederschlag sehr viel geringer aus als gemeldet. Noch übler für unsere ausgebrachte Wolff Mischung waren die darauffolgenden trockenen Tage. Das Saatgut fing an zu keimen und vertrocknete gleich wieder. Somit hatte sich unsere Sommerbegrünung für 2015 schon sehr bald verabschiedet. Als wenn das nicht genug gewesen wäre, blieben die Niederschläge über viele Wochen hinweg ganz aus, bis auch die Reben anfingen nach Wasser zu lechzen.
Natürlich lieben die Weinreben die Sonne und jeder der den Sommer 2015 in Franken miterlebt hat glaubt zu wissen, dass dieser Weinjahrgang automatisch ein ganz Großer zu werden scheint. Allerdings verhält es sich so, dass auch Reben Wasser brauchen um „gute“ Trauben wachsen zu lassen. Ob nun die Reben genügend Wasser für einen Topjahrgang bekommen haben oder nicht, hing von sehr vielen Faktoren ab. Deshalb war auch im Jahr 2015 wichtig zu beobachten, zu erkennen und richtig zu entscheiden – halt ganz normaler Winzeralltag.
Wir haben unsere Weine selbstverständlich schon probiert und sind sehr zufrieden. Es gibt 2015 wieder das komplette Programm. Besonders könnt ihr Euch auf den Baron und den Fuchs v.B. freuen. Zwei unglaubliche „Granaten“, wie ich finde. Den Baron wird es schon im Spätsommer 2016 geben, beim Fuchs müsst ihr allerdings noch ca. 2 Jahre Barriquelager abwarten. Ansonsten erwarten Euch dieses Jahr richtig fruchtige Weißweine von Wolf jr. über Riesling bis Silvaner.
Wer hat Lust mal für einen Tag mit zu machen im Weinberg?
In der Landwirtschaft und speziell im Weinbau in Franken war in den letzten Wochen der Wassermangel das große Thema Nummer Eins. Es hatte einfach viel zu wenig geregnet. Uns trifft das nicht so hart, da unsere Rebstöcke alle schon einige Jahre auf dem Buckel haben und tief wurzeln. Die Begleitbegrünung, unsere bienenfreundliche Wolff-Mischung von der wir beim Bienenfest in der Umweltstation Bilder (und resultierende Weine) präsentierten, musste kürzlich zugunsten der Reben umgewalzt werden. Doch in den letzten 24 Stunden hat es ordentlich geregnet. Und wenn es das im August weiterhin tut (hoffentlich auch nicht zu viel), können wir das Saatgut für einen blühenden Herbst wieder einsähen. Es lagert schon trocken und wartet auf den richtigen Zeitpunkt.
Im Weinberg haben wir nach dem Entblättern der Traubenzone nun schon mit der Ertragsregulierung begonnen. Wir schneiden je nach vorher festgelegten Ertragszielen und Zustand des Wachstums (Anzahl der Trauben, Lockerheit oder Dichte der Beeren) Trauben mit der Leseschere raus. Das gibt am Ende weniger, aber dafür besseren Wein.
Wer wie Matthias (siehe seinen Gastbeitrag von neulich, unten verlinkt) auch mal mit raus in den Weinberg kommen möchte, um die Arbeit des Winzers mal am eigenen Leib zu spüren, darf uns gerne mal begleiten. Meldet Euch bei Interesse bitte auf den üblichen Wegen (die üblichen Wege sind zunehmenderweise auch Chat-Dienste wie WhatsApp, Skype und Facebook. Wir nehmen aber gerne auch Schneckenpost und – nicht ganz so zuverlässig wie die üblichen Wege – auch Telefonate entgegen. Nur Fax haben wir nicht).
Habe ich Euer Interesse an einem „Praktikum“ geweckt?
Links:
Zu Wolff-Mischung in früheren Artikeln http://weinvon3.de/?s=wolff
Gastbeitrag von Matthias: http://weinvon3.de/gastbeitrag-von-matthias-virnekaes/
In den Weinbergen sind wir weiterhin mit dem Einfädeln der Triebe in den Drahtrahmen beschäftigt, um der Laubwand ein schönes Wachstum zu ermöglichen und zu verhindern, dass lang gewachsene Triebe, die in die Gasse zwischen den Zeilen ragen, vom Schlepper erfasst werden könnten. Es hat nämlich wieder einen Wachstumsschub im Weinberg gegeben und alles sprießt und wächst. Auch die von uns gewünschte und extra gesäte Begleitflora. Während unsere Phacelia sich als einjährig erwiesen hat und heuer nicht mehr hellblau aus der Wolff-Mischung im Weinberg blüht, gedeihen die zwei- und mehrjährigen Kräuter prächtig und ziehen nach wie vor Bienen und Hummeln in großer Zahl an.
Heute konnte ich auch endlich mal wieder die Begegnung mit einem vierbeinigen Weinbergsmitbewohner machen: Ein kleines Häschen saß im hohen Gestrüpp unserer Begrünung. Ich habe es nicht angefasst, aber mit Blättern ein wenig abgedeckt gegen die Nachmittagshitze. Seine Mami hat es inzwischen hoffentlich zurück in den Bau gebracht.
Nachtrag 20:36 Uhr: Jürgen Kohl hat mich als erfahrener Jäger und naturbewusster Mensch soeben korrigiert: „Lieber Alexander das mit den Blättern haste vorbildlich gemacht. Aber die Hasenmama wird das Kleine nicht zurück in den Bau bringen es sei denn der Kleine ist ein Karnickel .. Eher unwahrscheinlich … Die ‚grausamen‘ Hasenmütter lassen ihre Kleinen einfach so liegen, draußen Tag und Nacht.“ Dann muss das Feldhasenkind wohl selbst zurecht kommen!
Flora und Fauna im Weinberg
Wenn wir im Weinberg arbeiten gibt es immer wieder neue Wunder der Natur zu entdecken. Die Rebstöcke sind ja selbst schon eine Glanzleistung. Aber auch die Begleitflora, die in unserem Fall ja bewusst eingesät wurde: Eine Wolff Mischung mit verschiedenen blühenden Kräutern (Winterwicken, Esparsette, Wilde Möhre, Pastinake, Petersilie, Fenchel, verschiedene Kleesorten und einiges mehr). Diese sind sehr schön anzusehen, zum Beispiel die blaue, farblich dominierende Phacelia. Andere hingegen sind sehr lecker: Zum Beispiel der Borretsch bei dem ich Heiko wohl einen kleinen Schock versetzt habe, als ich ein Blatt in den Mund schmiss und munter darauf kaute. Meiner Empfehlung, die Blüten zur essbaren Deko in einen Salat zu tun, wird er wohl nicht so schnell nachgehen. Bei Christian hingegen ist das jedoch auch gängiger Brauch. Vielleicht können wir Heiko also noch überzeugen…
Die blauen Kornblumen haben sich da wohl nur eingeschlichen. Ich habe nichts dagegen. Diese Blütenpracht dient nicht nur der Schönheit und als Küchengarten, sondern auch als Nahrung für Insekten. Vor allem Bienen lieben die Phacelia, die auch Bienenweide genannt wird. Die Blüten werden besonders bei der Traubenreife wichtig sein, um die Wespen, die gerne an den Trauben nagen, abzulenken.
Aber auch die Tiere und Insekten, die wir im Weinberg und vom Weinberg aus sehen machen Freude. Von dem Fuchs, der am Eselsberg zur Gaibacher Gemarkung hin umher streift, sahen wir im Winter nur das Bein eines Rehs, das er laut Auskunft des Jägers immer wieder an verschiedenen Stellen deponierte. Vielleicht um sein Revier zu markieren? Heute sah ich ein Eidechsenpärchen, das allerdings recht schüchtern war. Den farbenfrohen Eidechserich bekam ich jedoch kurz vor die iPhone Kamera. Ebenso einen riesigen, länglichen grün-schwarzen Käfer, den ich noch nicht bestimmen konnte. Der Höhepunkt war jedoch die Entdeckung eines Vogelnestes mit drei Eiern in einem Rebstock. Bei diesem bin ich natürlich besonders behutsam bei der Entblätterung vorgegangen, um dem versteckten Nest nicht die Deckung zu nehmen. Ich habe mir die Zeile gemerkt und wenn die Kleinen geschlüpft sind, können wir da immer noch nachjustieren.
Links:
Phacelia: http://de.wikipedia.org/wiki/Phacelia
Borretsch: http://de.wikipedia.org/wiki/Borretsch