Heiko Niedermeyer

Weinmacher und Pragmatiker

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Was macht einen Wein vegan?

Trester - Wein von 3
Trester (Beerenschalen und Kerne nach dem Auspressen)

Ist Euer Wein vegan? Diese Frage bekommen wir in letzter Zeit immer öfter gestellt und prompt entsteht Stoff für einen neuen Blogartikel.

Vegan oder nicht vegan? Vorweg: Ich werde hier nicht die Sinnhaftigkeit von Ernährungsgewohnheiten bewerten, da jeder seine Gründe hat, warum er etwas tut, oder auch nicht tut. Wenn sich aber jemand dazu entschließt, keine tierischen Produkte mehr zu sich zu nehmen, dann ist die Frage, ob Wein vegan ist, natürlich berechtigt. Vor allem, weil es sich beim Wein nicht mehr um ein Rohprodukt handelt, wie beispielsweise einen Apfel. Wein ist das Endprodukt eines langen Herstellungsprozesses – und welcher Weintrinker weiß schon, welche Schritte hierfür notwendig sind. Um die oben gestellte Frage beantworten zu können, möchte ich hier einen kurzen Abriss über die Weinbereitung im Weingut aufzeigen, um an die Stelle zu gelangen, wo wirklich tierische Produkte zum Einsatz kommen können.

Nach der Lese werden die Trauben in den Keller gebracht, um den Saft aus den Trauben zu pressen. Das heißt, eigentlich ist es weniger ein Auspressen. Vielmehr werden bei diesem Vorgang die flüssigen von den festen Stoffen durch das Ausüben von Druck und Bewegung getrennt. Den Vorgang nennt man in der Fachsprache keltern und dauert in der Regel zwischen 2 und 3 Stunden. Diese Zeit ist in jedem Fall notwendig, da traubeneigene Pektine den Saft daran hindern abzulaufen. Erst wenn diese Verbindungen nicht mehr vorhanden sind kann der Saft sich von den festen Bestandteilen lösen. Hat man nun den Saft endlich im Fass, dann wäre hier die erste Stelle, wo in vielen Betrieben das erste Mal tierische Produkte zum Einsatz kommen.

1. Gerbstoffkorrektur:
Je nach Verarbeitung können sich mehr oder weniger unerwünschte Bitterstoffe aus den Kernen, Beerenschalen und Rappen (Stielen) lösen und in den Most (Saft) übergehen. Fügt man hier Eiweiß (meist Gelatine oder Kasein) hinzu, werden diese Bitterstoffe gebunden und können aus dem Most gefiltert werden.

2. Mostklärung:
Vor allem Großbetriebe nutzen hier die Möglichkeit der Flotation – ein Verfahren, um den Most zu klären. Auch hier ist der Zusatz von z. B. Gelatine notwendig, um die Trubstoffe im Most zu binden und um sie dann entfernen zu können.

3. Klärschönung:
Nach der Gärung ist der Wein noch sehr stark mit Hefe, welche für die Umwandlung von Zucker in Alkohol sorgt, durchsetzt. Um die Hefe schneller zum Absinken auf den Fassboden zu zwingen, besteht die Möglichkeit einer Klärschönung. Hier wird dem Most Gerbstoff und ein Eiweiß (Fischeier, Gelatine oder ähnliches) zugesetzt, um einen Klärungseffekt zu erreichen.

Natürlich werden vor der Abfüllung fast alle Zusätze wieder herausgefiltert. Trotzdem können davon noch Spuren im Wein zurückbleiben und müssen, wenn sie allergen sind wie z.B. Ei oder Milchprodukte, auch auf dem Etikett aufgeführt werden. Bei einem veganen Wein dürften diese Stoffe also nicht im Weinbereitungsprozess Verwendung finden.

Um nun Eure Frage nach unseren Weinen zu beantworten: Alle aktuellen Weine von Wein von 3 sind vegan, auch wenn es nicht auf unseren Etiketten explizit Erwähnung findet. Der Grund: Durch den schonenden Umgang (kein Pumpen oder Quetschen der Trauben) werden wenig Bitterstoffe aus den festen Traubenbestandteilen ausgelaugt. Somit reicht bei unseren Mosten eine kleine Gerbstoffkorrektur mit Sauerstoff. Für die Mostklärung lassen wir uns einfach Zeit. Nach ca. 18 Stunden Sedimentation können wir den sauberen Most von oben abziehen. Gleiches gilt auch für die Klärschönung im Wein. Wir geben den Weinen Zeit zur Selbstklärung und füllen nicht vor dem Mai im Folgejahr.

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Wir pflanzen unseren ersten Weinberg – Folge 1 Neupflanzung

Wein machen wir „schon“ seit 2012. Die Rebflächen hierfür waren bzw. sind gepachtet und bereits mit Reben bestockt. Eine dieser Anlagen, mit einer Größe von einem halben Hektar (= 5.000 m2), werden wir nach der Ernte im Herbst 2016 roden. Zu viele Stöcke fehlen in diesem mit Bacchus bestockten Weinberg und außerdem ist die Anlage mit knapp 180 cm Zeilenbreite für die neuen Maschinen fast schon zu schmal. Dazu kommt, dass sich unsere Rotweine Fuchs v. B. und Domina immer größerer Beliebtheit erfreuen und wir mehr Domina Rebstöcke pflanzen wollen. Damit habe ich auch schon verraten, welche Rebsorte wir pflanzen werden. Genau gesagt sollen auf diesen 5.000 m2 ca. 3.500 m2 mit Domina und 1.500 m2 mit Silvaner wiederbepflanzt werden. Doch was, außer die Rebsortenwahl, muss bei solch einem Vorhaben noch beachtet werden?

Der Startschuss für unser Projekt Domina – Silvaner – Neuanlage begann schon Anfang des Jahres 2016. Nicht nur die Rebsorte an sich muss festgelegt werden, sondern auch die passende Unterlage muss gefunden werden. Als Unterlage bezeichnet man den Teil der Rebe, der sich später im Boden befindet. Da die Europäerreben nicht resistent gegen Rebläuse sind, pfropft man diese auf eine reblausresistente Unterlage auf. Somit vermeidet man, dass die im Erdreich lebende Reblaus den Stock von der Wurzel aufwärts abfrisst.

Es gibt natürlich eine große Auswahl von Unterlagen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften – schwach wüchsig, stark wüchsig, kalkverträglich oder nicht usw. Da unsere neuen Reben auf Muschelkalkboden stehen und wir (generell) stark reduzierte Erträge anstreben, um später fruchtige, dichte Rotweine zu erhalten, entschieden wir uns für die sogenannte SO4 Unterlage, welche in der Mainschleifenregion aufgrund der hohen Kalkverträglichkeit weit verbreitet ist und das Wachstum der Rebe nicht zu stark fördert. Aber auch die Unterlage selbst gibt es in zwei verschiedenen Varianten.

Wer möchte, kann sich diese auch als längere Version („Hochstammrebe“), welche bis zu 80 cm aus den Boden ragt und erst dann die Edelrebe aufgepfropft wird, bestellen. Der Vorteil dieser langen Variante ist, dass an diesem Stamm später kaum oder keine Ausbrecharbeiten anfallen. Viele glauben auch, dass diese Anlagen schneller ertragreich sind, da die Grünteile der Pflanze im ersten Jahr leicht die Maximalhöhe der Drahtanlage erreichen. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Natürlich erreichen die ersten Triebe schneller den oberen Draht der Anlage, jedoch nur, weil sie ja schon auf einer Höhe von 80cm starten. Die Entwicklung der Rebe, der Wurzel ist genauso, wie die einer „normalen“ Rebe auch. Die aus diesem Irrglauben heraus folgende frühzeitige Belastung der Reben kann ein Grund für die statistisch höhere Ausfallquote der Hochstammreben sein. Nachteile der Hochstammrebe hingegen sind die stärkere Frostanfälligkeit, da die Veredlungsstelle im Winter nicht durch Schnee oder Erde (Boden der im Herbst durch aufhäufen die Veredlungstelle bedeckt) geschützt werden kann. Dazu kommt, dass die Hochstammrebe fast das Doppelte kostet. Biologisch arbeitende Winzer und Rebschulen äußern darüber hinaus noch weitere Schwachpunkte der Hochstammrebe, wie die zwei zusätzlichen Pfropfstellen im Stammbereich, auf die ich nicht näher eingehen will.

Nachdem wir stundenlang die verschiedensten Möglichkeiten diskutiert hatten, werden wir nun unsere zukünftige Domina- und Silvaneranlage auf die Unterlage SO4 pflanzen und werden nicht die in Mode kommende Hochstammrebe verwenden, sondern bleiben bei der fränkisch altbewährten einfachen Variante. Die Reben haben wir bereits im Januar 2016 bestellt, damit wir sie im April/Mai 2017 werden pflanzen können.

Welchen Klon (beim Silvaner, denn bei der Domina gibt es nur einen) wir ausgewählt haben, wird noch nicht verraten. Aber auch dazu gab es interessante Überlegungen und Diskussionen. Aber das war ja jetzt auch erst Teil 1 einer langfristig angelegten Artikelreihe. Unter dem Stichwort „Neupflanzung“ werden wir hin und wieder darüber berichten.

Weinberg Stammheim Wein von 3
So sieht der Weinberg, der gerodet werden soll, heute aus

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Grund zur Freude: Der Weinjahrgang 2015

Weinjahrgang 2015 im Weingut Wein von 3 in Franken

2015 ist (war) ein Top-Jahr für den Weinbau in Franken. Wie wir den Jahrgang erlebten.

Mit der Weinlese 2015 haben wir unseren 4. Jahrgang eingeholt. Bis jetzt können wir die Aussage „Kein Jahrgang gleicht dem Anderen“ zu 100 % bestätigen. Die Natur, das Klima und der Boden formen die Trauben sowie deren Inhaltsstoffe jedes Jahr neu und jedes Jahr anders. Genau das ist es aber, was unseren Winzer-Job so kurzweilig macht. Es gibt kein Rezept für guten Wein. Es geht vielmehr darum zu beobachten, zu erkennen und Entscheidungen zu treffen. Je mehr richtige Entscheidungen es am Ende waren, umso besser wird der Wein. Der besondere Kick dabei ist, dass man anders als beim Kuchen backen nur eine Chance im Jahr bekommt, um seinen Topwein zu erzeugen. So ungefähr würde ich also das „Geheimnis“ des Weinmachens kurz und bündig beschreiben.

Wie lief es nun aber für uns im Jahr 2015?

Das Weinjahr starteten wir wie immer mit dem Rebschnitt – eine sehr entspannende Tätigkeit, wie ich finde. Mit dem Rebschnitt legen wir bereits ganz am Anfang fest, welche Weine wir aus den entsprechenden Feldstücken ernten möchten. Ob es dann wirklich klappt, kann zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht gesagt werden – alles andere wäre jedoch ein Glücksspiel. Das anschließende Richten der Drahtanlage, das Niederziehen der Ruten und die Aussaat der Sommerbegrünung war Routine.

Natürlich brachten wir die Aussaat kurz vor einem prognostizierten Regen in die Weinberge. Leider fiel dieser Niederschlag sehr viel geringer aus als gemeldet. Noch übler für unsere ausgebrachte Wolff Mischung waren die darauffolgenden trockenen Tage. Das Saatgut fing an zu keimen und vertrocknete gleich wieder. Somit hatte sich unsere Sommerbegrünung für 2015 schon sehr bald verabschiedet. Als wenn das nicht genug gewesen wäre, blieben die Niederschläge über viele Wochen hinweg ganz aus, bis auch die Reben anfingen nach Wasser zu lechzen.

Natürlich lieben die Weinreben die Sonne und jeder der den Sommer 2015 in Franken miterlebt hat glaubt zu wissen, dass dieser Weinjahrgang automatisch ein ganz Großer zu werden scheint. Allerdings verhält es sich so, dass auch Reben Wasser brauchen um „gute“ Trauben wachsen zu lassen. Ob nun die Reben genügend Wasser für einen Topjahrgang bekommen haben oder nicht, hing von sehr vielen Faktoren ab. Deshalb war auch im Jahr 2015 wichtig zu beobachten, zu erkennen und richtig zu entscheiden – halt ganz normaler Winzeralltag.

Wir haben unsere Weine selbstverständlich schon probiert und sind sehr zufrieden. Es gibt 2015 wieder das komplette Programm. Besonders könnt ihr Euch auf den Baron und den Fuchs v.B. freuen. Zwei unglaubliche „Granaten“, wie ich finde. Den Baron wird es schon im Spätsommer 2016 geben, beim Fuchs müsst ihr allerdings noch ca. 2 Jahre Barriquelager abwarten. Ansonsten erwarten Euch dieses Jahr richtig fruchtige Weißweine von Wolf jr. über Riesling bis Silvaner.

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Goodbye Weinlese 2012

Es war spannend, lecker und vor allem lustig. Vielen Dank an alle fleißigen Helfer, die mit uns zusammen die 2012er Trauben in den Keller geschafft haben. Weinbau an sich ist ja keine leichte Arbeit, aber viel zehrender war der Schlafentzug. Der längste Arbeits“tag“ betrug 28 Stunden – zwar mit Pausen und leckerem Kaffee, aber ohne Schlaf. Um die Frage zu beantworten, warum wir uns die Arbeit nicht besser einteilen, werde ich hier versuchen, einen zusammengefassten Einblick in einen von mehreren Lesetagen geben.

Weinlese am 08.10.2012

Um 06:00 Uhr klingelt der Wecker. Draußen ist es noch dunkel und menschenleer. Richtig geschlafen habe ich aufgrund der Aufregung eh nicht. Hoffentlich kommen alle eingeladenen Helfer und hoffentlich funktionieren die Maschinen, wie Schlepper, Stapler, Abbeermaschine, Weinpumpe und Weinpresse, denn wir haben heute viel vor. Fällt eine dieser Gerätschaften aus, steht erst mal alles still.

Gelesen werden heute Kerner und Silvaner. Nach dem Frühstück pack ich mich dick ein, um bei 6°C die Lesebehälter (à 550 Liter) mit Spülmittel auszuwaschen. Dies mache ich immer direkt vor einem Lesetag, um sicher zu gehen, dass sich über Nacht nicht doch noch Unrat in den im Freien stehenden Lesebehälter angesammelt hat. Ich bin froh, dass es an diesem Tag so kalt ist. Warmer Traubensaft fängt sehr schnell an zu gären, was er natürlich erst am nächsten Tag soll. Warum das so sein soll, erkläre ich noch später.

Nachdem ich die sauberen Behälter auf den beiden Hängern drapiert und den Schlepper vorgespannt habe, rücke ich die Maschinen für die Traubenannahme in Position. Auch die Ausrüstung für die Lese selbst checke ich vorsichtshalber noch einmal – Eimer, Lesescheren, Handschuhe, Wasser zum Waschen und Handtücher. Kaum geschehen, trudeln auch schon die ersten Helfer gut gelaunt ein. 7:50 Uhr war ausgemacht und alle sind sie gekommen: Manfred., Gabi1, Gabi2, Hans., Thomas, Elisabeth, Erika, Rosalinde, Norbert, Tugce, Wolfgang sowie natürlich Alexander und ich. Christian fehlt, da er ja noch bis Mitte November sein Praktikum in Südtirol absolvieren muss.

Wie geplant startet die Lese im Silvaner um 08:00 Uhr. Etwas feuchter Boden macht die Sache für den Schlepper am steilen Silvaner allerdings etwas schmierig. Trotz Allradantrieb geht es nach 5m nicht weiter. Um den Weinbergsboden wegen den ungünstigen Bedingungen nicht unsinniger Weise platt zu fahren, entscheiden wir uns, die Trauben mit der Hand aus dem Weinberg zu tragen. Diesen Job übernehmen Thomas und ich. Der Vorteil an dieser Arbeit ist, dass wir trotz kühler Witterung nach den ersten 10 Minuten unsere Jacken ausziehen konnten.

10:40 Uhr: Der erste Weinberg ist geerntet und die gefüllten Leseboxen auf dem ersten Hänger verstaut. Genau der richtige Zeitpunkt für eine kleine Stärkung. Katalin von Halem ist gerade vorgefahren und packt Kaffee, Käsestangen und süße Stückchen aus. Auch wenn ich nun eigentlich mit der ersten Fuhre los müsste, lasse ich mich zunächst nicht vom Kaffee und dem Gebäck losreißen. Auch lieb gemeinte Scherze über Thomas‘ und mein schmerzverzerrtes Gesicht bringen mich nicht von dieser wohlverdienten Pause ab.

11:00 Uhr: Nun wird es aber Zeit. Aufbruchstimmung macht sich breit. Schließlich wollen noch zwei weitere Weinberge geerntet werden. Während sich Alexander und unsere Leser zum nächsten Silvaner aufmachen, schnappe ich mir die erste Fuhre, um diese im Keller zu verarbeiten. Im Keller angekommen leere ich die gefüllten Traubenbehälter in die Abbeermaschine. Diese zupft die Beeren vom Stielgerüst und spuckt dieses zu einer seperaten Öffnung aus. Diese so genannten Rappen werden nicht mehr benötigt und ich fahr sie später zur Kompostierung wieder zurück in den Weinberg. Die Beeren liegen nun im eigenen Saft und warten hier einige Stunden auf die Pressung. Grund: In den Schalen befinden sich ebenfalls viele Aromen. Durch diese Standzeit möchten wir zumindest einige davon extrahieren und hoffentlich auch im späteren Wein wieder finden.

Nun aber schnell wieder auf den Schlepper und ab zu den Anderen. Die waren in der Zwischenzeit wirklich fleißig. Gerade mal 13:00 Uhr und der zweite Silvaner ist auch schon gelesen. Obwohl diese Fläche im Vergleich zu heute Morgen doppelt so groß ist, sind nur wenige Behälter gefüllt – nicht überraschend, sondern durch Ertragsreduzierung im Vorfeld geplant. Christian würde sagen: „Das gibt geilen Premiumstoff“.

Meine Ankunft im Weinberg stößt auf wenig Interesse und die Helfer huschen an mir vorbei in die Kerneranlage. Mittlerweile steht auch die Sonne am Himmel und die angeleuchteten Beeren glänzen wie Gold. Ich schnapp mir also auch eine Schere, um auch den letzten Weinberg für heute zu ernten.

14:00 Uhr: Die Kernertrauben sind ebenfalls auf dem Hänger verstaut. An dieser Stelle hört für viele Weinbauern das Weingeschäft auf. Will man aber aus seinen Trauben selbst Wein machen, kann ein solcher Erntetag noch lange andauern. Alexander und alle Helfer satteln auf, um die wohlverdiente Brotzeit im Schloss zu genießen. Thomas und ich hingegen schnappen uns die Trauben und bringen diese ebenfalls in den Keller. Auch hier heißt es: Abbeeren, stehen lassen und danach unbedingt etwas essen. Mein Bauch knurrt schon.

Das Arbeiten im Keller besteht aus 80% putzen und aufräumen. Bis die erste Fuhre um 19 Uhr gepresst werden kann – wir erinnern uns an die Standzeit – mache ich mich also über das Putzen der Lesebehälter, Abbeermaschine, Scheren, Schlepper und Leseeimer.

18 Uhr: Die erste Fuhre wird mit Hilfe eines Drehkranzstaplers aufgeschüttet. Eine abendteuerliche Aktion. Viele Weinbaubetriebe pumpen die Maische auf die Presse, was sehr einfach und schnell geht. Um aber die Trauben zu schonen, kippen wir die gefüllten Behälter in einen selbst gebauten Edelstahltrichter, über die sie dann in die Presse rutschen sollen. Soweit der Plan. Da die Behälter fast genauso groß sind, wie der Trichter, ist dies Millimeterarbeit und der ein oder andere Tropfen flutscht dann doch vorbei. Thomas und Alexander sind mittlerweile wieder da und weisen mir die Richtung.

18:40 Uhr: Die Trauben aus dem ersten Weinberg sind auf der Presse. Nun wird der Saft von den Beerenschalen und Kernen getrennt und in einem Edelstahlfass verstaut. Hier bleibt nun der Saft ca. 12 Stunden, damit sich feste Bestandteile absetzen und dann am nächsten Tag vom sauberen Saft getrennt werden können. Würde schon jetzt die Gärung einsetzen, würde aufsteigende Kohlensäure das Absitzen verhindern.

Die Presse ist high-tech und ein Computer übernimmt hier die Steuerung. Somit haben wir wieder Zeit, die entleerten Behälter zu putzen und zu verstauen. Kaum ist das geschehen, beginnt die große Zeit des Wartens. Drei bis vier Stunden müssen wir nun für jeden Pressvorgang warten. Um 23:00 Uhr ist der erste Pressvorgang beendet und wir entleeren die Presse. Die Beerenschalen fahren wir ebenfalls zur Kompostierung in den Weinberg zurück. Als nun eingepieltes Team brauchen wir für die Entleerung und die Wiederbefüllung dieses mal nur noch eine knappe Stunde.

02:30 Uhr: Die zweite Presse ist fertig. Also wieder entleeren und befüllen. Mittlerweile plagen die ersten Ermüdungserscheinungen. Kaffee muss her. Da Alexander am nächsten Tag wieder im Schloss gebraucht wird, zieht er sich nach der Befüllung der letzten Presse zur wohlverdienten Bettruhe zurück.

06:30 Uhr: Die dritte Presse ist fertig. Ein letztes Mal entleeren und dann natürlich wieder putzen. Nach 25 Stunden kann das ansonsten harmlose Putzgeschäft richtig hässlich werden. Zum Beispiel, wenn einem der Wasserschlauch durch Unachtsamkeit mitten ins Gesicht sprüht und mindestens die gleiche Wirkung wie zwei Tassen Kaffee hat.

10:00 Uhr: Es ist vollbracht! Nun nichts wie raus aus den nassen Klamotten, ab auf’s Motorrad und heim in’s warme Bett, bevor um 17 Uhr  wieder der Wecker geht, um mich daran zu erinnern, den nun sauberen Saft vom Trub (Satz) abzuziehen.

Trauben in die Presse füllen

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Kennt Ihr den Esel-Karotten-Trick?

Das Ziel immer vor den Augen, aber doch noch so fern.

Da liegt er nun, unser Rotwein:

Zurzeit gärt er auf der Maische, welche mehrmals täglich untergestoßen werden muss (siehe Bild). Ich denke, dass wir ihn in ca. 2 Wochen schon abpressen können. Richtig trinkreif wird er aber erst in 2 Jahren sein. Für mich und auch für Euch heißt es also warten, warten, warten… Um die Vorfreude noch etwas zu steigern, hier ein paar Erntedaten:

101° Oechsle, Hektarertrag ca. 40 hl/ha, 5,9 g/l ges. Säure – ich glaub das wird ein Knaller.

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der countdown läuft.

hallo fangemeinde,

die sonne scheint, die trauben werden immer süßer und die finger allmählich nervös. natürlich kommt es noch aufs wetter in den nächsten tagen an, aber voraussichtlich beginnt die lese in ca. 2 wochen. ich hoffe mal, dass die berechnungen stimmen, denn wie ihr wisst ist christian noch in südtirol unterwegs und alexander wird ab freitag für eine woche zur weinmesse nach china reisen. sollte die lese also früher beginnen, dann… don’t paint the devil on the wall 😉

 

bis jetzt lief ja alles reibungslos und wir sind stolz auf unseren ersten traubenjahrgang. sind die trauben erstmal im keller, dann kann ja nicht mehr viel passieren. das wetter ist vor allem in den letzten paar wochen ein risikofaktor. setzt z.b. starker regen ein, dann werden die beeren so groß, dass sie aufplatzen können und faulen. bleibt überwiegend die sonne am himmel, dann werden sie saftig und aromatisch, was man im späteren wein merklich schmecken wird. im moment deutet sich auf jeden fall ein spitzenjahrgang an und ich freu mich schon auf das erste glas.

Zwei Stadtmädels in unseren Weinbergen

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Der Traum vom eigenen Weingut

Ich muss zugeben, dass ich nicht immer vom eigenen Weingut geträumt habe. In unserer Familie war es eher selbstverständlich einen “anständigen Beruf” zu erlernen und die Arbeit in den Weinbergen am Wochenende oder nach Feierabend zu erledigen. Beides zusammen kam für mich aber nie in Frage. Schließlich lebt man nur einmal! Zeit zum Feiern und mit Freunden abhängen muss eben auch sein. Das Dilemma an der Sache war nun, dass ich das Weinmachen aber auch nicht aufgeben wollte.

Richtig spannend war es dann, diesen Standpunkt meiner Familie beizubringen. Ich weiß nicht, ob ich nur diplomatisch ungeschickt vorging oder meine Sichtweise der Dinge für meine Familie schlichtweg unmöglich erschien. Am Ende stand auf jeden Fall fest, dass ich meinen eigenen Weg gehen musste. Doch wie kommt man nun mit Nichts zum eigenen Weingut?

Um Wein machen zu können braucht man Weinberge, ein paar Fässer, eine gute Portion Leidenschaft für die Sache und ein paar Freunde, welche die Leidenschaft zum Wein teilen. In meinem Fall waren es Christian und Alexander. Christian lernte ich während meines Studiums in Geisenheim kennen. Obwohl er dort eine Ausbildung zum Weinbauingenieur absolvierte, unterhielten wir uns dort wohl mehr über Kaffee als über Wein. Irgendwie ging es in unseren Gesprächen immer übers Essen oder Trinken. Die Idee zum eigenen Weingut kam spontan und erstmal ebenso verrückt wie genial. Die ersten Gespräche zu diesem Thema fingen immer mit den Worten “Nehmen wir mal an,…” oder “Was wäre, wenn…” an. Am Ende hatten wir aber dann eine Liste mit den wichtigsten Eckpfeilern für einen möglichen Weg zum eigenen Weingut.

Ein Eckpfeiler war das Weingut an sich. Es begann also die Suche nach einem weiteren Teammitglied, welches ebenfalls die Leidenschaft zum Essen und Trinken teilt, Lust auf verrückte Unternehmungen hat und einen Raum für unsere Fässer zur Verfügung stellen würde. Das erste Gespräch mit Alexander war im September 2011 im Schlossgarten von Zeilitzheim und eine Zusage bekam ich im September 2011 im Schlossgarten von Zeilitzheim. Wir beschlossen also, das Barockschloss zu einem Weingut zu erweitern. Wenn das mal nicht verrückt ist.

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