Februar 2016

Frankens Winzer stellen sich den Modethemen „veganer Wein“ und Orange Wine

Lehrweinprobe Veitshöchheim 2016

Die fränkischen Weinbautage sind immer sehr interessant (vor allem wenn es darum geht Strömungen und Tendenzen in den Gedankengängen der „Verantwortlichen“ zu finden). Dieses Jahr waren wir wieder dabei, wenn auch wieder nur zu zweit vom Weingut Wein von 3 (Heiko ist tagsüber Geschäftsführer eines GWF Winzerkellers, da lässt sich das nicht so einfach einrichten). Also waren Christian und ich mal wieder in Veitshöchheim dabei, wenn auch nur am Donnerstag.

Verpasst haben wir also die Begrüßung durch Dr. Hermann Kolesch sowie das Grußwort der Weinkönigin (leider bloggt kaum jemand im fränkischen Weinbau ausser uns, also wird uns maximal der „Bericht“ der Lokalzeitung zur Verfügung stehen). Das Statement zum fränkischen Weinbau vom Verbandspräsidenten Artur Steinmann hätte mich aber schon interessiert. Dann werden wir wohl in den einschlägigen Facebookgruppen nach der Resonanz fragen müssen…

Am heutigen zweiten Tag waren wir dann aber wieder dabei. Thema: Ein modisches. Natürlich gleich mit Fragestellung im Titel: „Natural, vegan, organic, raw – Braucht es neue Weinstile?“. Naja, ob es die wirklich „braucht“ sei mal dahin gestellt. Dennoch interessant, was diejenigen, die aktuellen Trends hinterher eifern, an Weinen machen (unsere Weine sind ja auch vegan, bzw. nicht mit tierischen Stoffen geschönt, wenn wir damit aber auch nicht werben, auch um nicht mit dieser Marketingclique in Verbindung gebracht zu werden). Dr. Michael Zänglein nannte diese Gruppierung etwas abschätzend als „Mode-Veganer“, wenngleich er sich generell auch für bewusste Ernährung mit deutlich weniger Fleischkonsum äußerte, als dies generell der Fall sei.

Es geht also zum Beispiel um maischevergorene Weissweine, die unter dem Überbegriff „Orange Wines“ in Mode kommen. Das sehe ich ja auch alles noch ein. Sogar wenn hier und da auf Schwefel verzichtet wird (wenn das Ursprungs- und Endprodukt es zulässt). Die Lehrweinprobe mit dem Schwerpunktthema „Neue Weinstile bei Weißwein“ zeigte jedoch: Winzer, bleibt bei euren Weinen. Sicherlich kann man experimentieren (nichts Anderes war die Weinbereitung in den frühesten Jahrhunderten). Deshalb müssen wir aber nicht mit Gewalt tausende Jahre Erfahrung mit dem Badewasser ausschütten und dubiose „natural“ oder „orange“ Weine machen (die teilweise auch nach Badewasser schmecken). Am Ende sollten die Weine ja auch gut und nicht nur „interessant“ schmecken.

Aber erst mal ganz langsam. Ich ahne nämlich, dass diese Art der Weinbereitung (eher: Nichtbereitung oder, ganz böse ausgedrückt „Traubenverrottung“) sich in Zeiten von angeblichem „back to the roots“ Gedanken eher noch verbreiten wird. Nehmen wir es mit. So hergestellte Weine schmecken ja meist auch wirklich „interessant“. Und nur weil etwas „gewöhnungsbedürftig“ ist, heisst es nicht, dass man es nicht auch lieben lernen kann. Für mich selbst habe ich da noch meine Zweifel. Aromen trocknender Mangoschalen sind ja noch ganz gut (zumindest in der Nase), aber jene vom Pferdeschweiss und säuerlich gammelnden Socken brauche ich nicht wirklich im Wein (oder sonstwo).

So ist es nicht verwunderlich, dass die zwei Weine aus der heutigen Probe, die mir am besten geschmeckt haben, diejenigen waren, die am wenigsten typisch für die maischevergorenen Weissweine waren: Ein Klausen Sauvignon Blanc von Neumeister in der Steiermark (einfach lecker) und die 180° Kehrtwende vom Freihof in Sommerach (schöne buttrig weiche Holznoten). Bei den extremeren Amphorenweinen (sorry: Qvevre TM) hat mir der pfeffrige Grüne Veltliner vom Bernhard Ott aus der Wagram Region in Österreich am besten gefallen.

Mein persönliches vorläufiges Fazit in Sachen Orange Wines: Immer noch nicht mein Ding, zumindest nicht in der ausgeprägten Machart. Als Verschnittwein für einen großen Wein, um diesem Charakter und Langlebigkeit zu verleihen (unter moderatem Einsatz von Schwefel) schon eher. Aber ich werde fleissig weiter probieren, alleine schon, um die Sensorik zu schulen und den Blick auch über den eigenen Tellerrand schweifen zu lassen. Und es ist wichtig fest zu halten, dass die eingeladenen „best practice“ Winzer (der oben genannte Österreicher Bernhard Ott und der Schweizer Amédée Mathier) beide betonten, dass sie immer noch rund 97% ihrer Weine konventionell herstellen und die Orange Weine als Marketinginstrument nicht schaden (auch oder gerade wenn ein Besucher wegen des Orange Weines kommt, diesen nicht mag und dann 60 Flaschen eines „gewöhnlichen“ Lagenweines mit nach Hause nimmt). Ausserdem: Es lebe die Vielfalt und die Nische. Wenn die 2Naturkinder aus Kitzingen (Michael Völker und Melanie Drese) es schaffen fast ihre komplette Produktion an Naturwein an die Hipster in London, Brisbane, New York oder Oslo zu verkaufen, dann ist das doch toll!

Es lebe die Nische! Es lebe die Vielfalt.

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Wir pflanzen unseren ersten Weinberg – Folge 1 Neupflanzung

Wein machen wir „schon“ seit 2012. Die Rebflächen hierfür waren bzw. sind gepachtet und bereits mit Reben bestockt. Eine dieser Anlagen, mit einer Größe von einem halben Hektar (= 5.000 m2), werden wir nach der Ernte im Herbst 2016 roden. Zu viele Stöcke fehlen in diesem mit Bacchus bestockten Weinberg und außerdem ist die Anlage mit knapp 180 cm Zeilenbreite für die neuen Maschinen fast schon zu schmal. Dazu kommt, dass sich unsere Rotweine Fuchs v. B. und Domina immer größerer Beliebtheit erfreuen und wir mehr Domina Rebstöcke pflanzen wollen. Damit habe ich auch schon verraten, welche Rebsorte wir pflanzen werden. Genau gesagt sollen auf diesen 5.000 m2 ca. 3.500 m2 mit Domina und 1.500 m2 mit Silvaner wiederbepflanzt werden. Doch was, außer die Rebsortenwahl, muss bei solch einem Vorhaben noch beachtet werden?

Der Startschuss für unser Projekt Domina – Silvaner – Neuanlage begann schon Anfang des Jahres 2016. Nicht nur die Rebsorte an sich muss festgelegt werden, sondern auch die passende Unterlage muss gefunden werden. Als Unterlage bezeichnet man den Teil der Rebe, der sich später im Boden befindet. Da die Europäerreben nicht resistent gegen Rebläuse sind, pfropft man diese auf eine reblausresistente Unterlage auf. Somit vermeidet man, dass die im Erdreich lebende Reblaus den Stock von der Wurzel aufwärts abfrisst.

Es gibt natürlich eine große Auswahl von Unterlagen mit den unterschiedlichsten Eigenschaften – schwach wüchsig, stark wüchsig, kalkverträglich oder nicht usw. Da unsere neuen Reben auf Muschelkalkboden stehen und wir (generell) stark reduzierte Erträge anstreben, um später fruchtige, dichte Rotweine zu erhalten, entschieden wir uns für die sogenannte SO4 Unterlage, welche in der Mainschleifenregion aufgrund der hohen Kalkverträglichkeit weit verbreitet ist und das Wachstum der Rebe nicht zu stark fördert. Aber auch die Unterlage selbst gibt es in zwei verschiedenen Varianten.

Wer möchte, kann sich diese auch als längere Version („Hochstammrebe“), welche bis zu 80 cm aus den Boden ragt und erst dann die Edelrebe aufgepfropft wird, bestellen. Der Vorteil dieser langen Variante ist, dass an diesem Stamm später kaum oder keine Ausbrecharbeiten anfallen. Viele glauben auch, dass diese Anlagen schneller ertragreich sind, da die Grünteile der Pflanze im ersten Jahr leicht die Maximalhöhe der Drahtanlage erreichen. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Natürlich erreichen die ersten Triebe schneller den oberen Draht der Anlage, jedoch nur, weil sie ja schon auf einer Höhe von 80cm starten. Die Entwicklung der Rebe, der Wurzel ist genauso, wie die einer „normalen“ Rebe auch. Die aus diesem Irrglauben heraus folgende frühzeitige Belastung der Reben kann ein Grund für die statistisch höhere Ausfallquote der Hochstammreben sein. Nachteile der Hochstammrebe hingegen sind die stärkere Frostanfälligkeit, da die Veredlungsstelle im Winter nicht durch Schnee oder Erde (Boden der im Herbst durch aufhäufen die Veredlungstelle bedeckt) geschützt werden kann. Dazu kommt, dass die Hochstammrebe fast das Doppelte kostet. Biologisch arbeitende Winzer und Rebschulen äußern darüber hinaus noch weitere Schwachpunkte der Hochstammrebe, wie die zwei zusätzlichen Pfropfstellen im Stammbereich, auf die ich nicht näher eingehen will.

Nachdem wir stundenlang die verschiedensten Möglichkeiten diskutiert hatten, werden wir nun unsere zukünftige Domina- und Silvaneranlage auf die Unterlage SO4 pflanzen und werden nicht die in Mode kommende Hochstammrebe verwenden, sondern bleiben bei der fränkisch altbewährten einfachen Variante. Die Reben haben wir bereits im Januar 2016 bestellt, damit wir sie im April/Mai 2017 werden pflanzen können.

Welchen Klon (beim Silvaner, denn bei der Domina gibt es nur einen) wir ausgewählt haben, wird noch nicht verraten. Aber auch dazu gab es interessante Überlegungen und Diskussionen. Aber das war ja jetzt auch erst Teil 1 einer langfristig angelegten Artikelreihe. Unter dem Stichwort „Neupflanzung“ werden wir hin und wieder darüber berichten.

Weinberg Stammheim Wein von 3
So sieht der Weinberg, der gerodet werden soll, heute aus

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