August 2012

Entwicklungshilfe in Südtirol

Jetzt bin ich schon eine ganze Woche in Kaltern (Südtirol), höchste Zeit für einen ersten Bericht!
Angereist bin ich ja bei glühender Hitze. Endlich angekommen konnte ich aber in meinem Zimmer auch nur Abkühlung unter der Dusche finden, denn selbst nachts ist es auch drinnen irre warm. Untergebracht bin ich in einem kleinen Zimmer in der Kellerei, ungefähr 3 km vom See entfernt mitten in Kaltern, umgeben von Bergen.

Die erste Woche hier in Kaltern war sehr gut! Hier arbeiten wirklich fähige Leute und ich kann jetzt schon sagen, dass ich hier viele neue Dinge lernen werde, die ich später im eigenen Weingut sicher gut gebrauchen kann. Also sollte die Überschrift eigentlich heissen: Entwicklungshilfe aus Südtirol.

Neben dem normalen Arbeitsalltag wird einem das Leben durch allerlei kulinarische Genüsse verschönert. Gegessen wird mindestens einmal am Tag gemeinschaftlich, da geht es dann zu jeder Mittagspause in den Gasthof Schwarzer Adler, wo wir dann Salat, eine Vorspeise und ein Hauptgericht bekommen. Der Espresso nach dem Essen darf da natürlich nicht fehlen. Und er ist gut!

Außerdem hatte ich schon einen super Grillabend inklusive Whiskyprobe beim stellvertretenden Kellermeister und eine dreistündige Verkostung in der Kellerei (wird hier betriebsintern öfter für Mitarbeiter gemacht um Sie fortzubilden, was ich persönlich für ne super Sache halte) mit anschließendem Pizzaessen um 22.30 Uhr. Ja hier wird später gegessen.

Ich habe den Betrieb und die Leute schon einigermaßen gut kennengelernt. Alle super drauf hier! Man ist sofort mit jedem per Du, selbst mit dem Chef, was von Anfang an ein gutes und entspanntes Arbeitsklima schafft.

Die Arbeit in so einer großen Genossenschaft bringt ziemlich viel Neues für mich mit, da ich ja ursprünglich im Weingut Bickel-Stumpf, also einem kleinen Familiengeführtem Weingut, den Beruf des Weinküfers, gelernt habe.

Hier ist eben alles etwas größer. Die Tanks, die Filter und alle anderen Geräte. Gearbeitet wird hier über 3 Etagen auf denen die verschiedenen Weine ausgebaut werden. Von der ersten Woche hatte ich ziemlich Muskelkater durch das ständige Treppe rauf, Treppe runter.

Kaltern hab ich mir auch schon ein bisschen angeguckt. Ich war jetzt am Wochenende am See, der sehr schön ist. Musste allerdings feststellen, dass das hier anders ist als bei uns. Der See ist ziemlich abgeschirmt. Um dort zu liegen muss man entweder Gast in einem der anliegenden Häuser sein, oder man bezahlt für das Vergnügen an einem der Badeplätze. Von ganz oben auf dem Berg hat man eine herrliche Aussicht über den See, die Weinberge und das schöne Südtirol! Wer trainiert ist, kann die Berge natürlich zu Fuß erklimmen, es gibt aber auch die Möglichkeit eine Seilbahn zu nehmen oder mit dem Auto bis ganz nach oben zu fahren.
Ich für meinen Teil habe mutig zu Fuß begonnen, aber dann recht schnell beschlossen, dass das bei dieser Affenhitze unmöglich ist, bin dann mit dem Auto hoch und habe mir dort ein Mittagessen mit Panoramablick gegönnt.

Vorerst wird es allerdings jetzt keine Zeit für Freizeitunternehmungen mehr geben. Für die nächsten 4-5 Wochen wurde mir Durcharbeiten angekündigt, auch Samstags und Sonntags und meist bis spät nachts. Das war’s dann mit der schönen Aussicht 🙂

Hier geht es nämlich mit der Lese los! Das bedeutet rund 300 Hektar möchten gelesen, verarbeitet und in Fässer eingelagert werden. Ich wurde zum Kellerdienst eingeteilt, da dies ja mein Hauptaufgabenbereich ist. Die ersten Grauburgunder sollen wohl schon am Donnerstag hier eintreffen.

Da wird die Lese in den Barockschloss Weinbergen wohl etwas beschaulicher. Allerdings vermiss ich die eigenen Träubli! Aber laut Statusbericht von Heiko soll es ja insgesamt sehr gut aussehen, was mich mehr als freut, nach einem Jahr anstrengender Arbeit. Vielleicht klappt’s zwischendurch, ansonsten melde ich mich wieder nach der „Intensivphase“ mit ausführlichem Bericht.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt was die nächsten Wochen mit sich bringen werden!

Bis dann und viele Grüße aus Südtirol!

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Von Pilzen, Mikroorganismen und blutenden Herzen

Ich darf mich ganz kurz vorstellen. Christian. Der Dritte und Jüngste im Bunde. Gelernter Weinküfer und angehender Önologe, angehend weil ich noch im 7. Semester Weinbau in Geisenheim studiere. Ziel: Wein An- und Ausbau im Weingut Barockschloss zu managen.

Die letzten 3 Tage haben Heiko und ich unter der künstlichen Sonne verbracht. Also im Weinkeller. Heiko wurde nämlich schon leicht nervös wegen der anstehenden Ernte. Also hatten wir uns vorgenommen, den Weinkeller mal so richtig auf Vordermann zu bringen. Alle Tanks wurden aufs gründlichste zuerst mit Lauge gespült, um den Weinstein vom letzten Jahrgang zu entfernen. Dann gab ich den Befehl zum zerlegen der Tanks. Das heisst, alles was eine Schraubverbindung hat, wurde abgebaut. Danach wurde alles mit Wasserschlauch und Bürste bearbeitet. Denn wenn solche Feuchträume mal eine ganze Weile nicht benutzt werden sammeln sich dort ne ganze Menge Mikroorganismen und Pilze in allen Ecken und Ritzen. Die Kleinteile wurden über Nacht in ein Laugenbad eingelegt und am nächsten Tag gründlich mit Wasser gespült. Hygiene im Keller ist nämlich oberstes Gebot, ansonsten hat man ruck zuck irgendwelche Fehltöne im Wein.

Das wird für mich wohl auch eine meiner letzten Arbeiten für dieses Jahr im Weingut gewesen sein. Zumindest im eigenen. Im Rahmen meines Studiums muss ich nämlich noch ein Praktikum absolvieren. Dazu verschlägt es mich ab nächster Woche für 3 Monate an den wunderschönen Kalterer See in Südtirol. Dort werde ich mein Praktikum in der Kellerei Kaltern machen. Barockschloss zum Arbeitsbesuch in Südtirol wenn man so will. Einerseits freue ich mich natürlich auf diese Erfahrung, andererseits blutet mir beim Gedanken daran das Herz, da ich unsere erste eigene Ernte verpassen werde. Arrrrgggh. Trotzdem kann ich ruhigen Gewissens gehen, da bei Heiko ja alles in guten Händen ist, er hat ja auch schon 8 Jahre Weinbauerfahrung und bekommt tatkräftige Unterstützung von Alexander.

Sollte sich die Möglichkeit ergeben werde ich natürlich ab und an aus Südtirol berichten. Vorrausgesetzt ich hab dort ein wenig Freizeit und Anschluss an das www.

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